DSTS: Wie in den glorreichen 70ern

Geschichten, die nur der Fußball schreibt? Alles schonmal dagewesen! Die Bundesliga ist nach dem 10. Spieltag auf Retrokurs und präsentiert stolz und selbstreferenziell: ungeschlagene Gladbacher (wie 1971), Dortmunder im Tabellenkeller (wie 1972) und siegreiche Bayern (wie fast immer). „Drei Spieltage später“ betrachtet wie gewohnt das Tagesgeschäft Bundesliga in größerem Kontext – das ist die Lage der Liga:

Platz 1 (=): FC Bayern München (24 Pkt | SUS)

Die Wochen der Wahrheit begannen torreich: 6:0 gegen Bremen, 7:1 gegen den AS Rom – die Bayern halten sich schadlos und sorgen international für eine Sternstunde. Dass es danach gegen starke Gladbacher „nur“ zu einem 0:0 reichte, war erfreulich: Es gibt doch noch Gegner in der Bundesliga. Ein solcher war auch Dortmund, die vor allem künftigen Bayerngegnern aufzeigten, wie Xabi Alonso beizukommen ist; auch wenn die Münchner 2:1 gewannen. Trotz vieler Verletzter zeigt sich Bayern stabil, dazu taktisch variabel und ist folgerichtig in dieser Saison in Pflichtspielen (Supercup ausgenommen) noch ungeschlagen.

Platz 2 (+5): VfL Wolfsburg (20 Pkt | SSS)

Fünf Siege in Folge spülen die Wölfe auf Tabellenplatz 2. Angeführt von einem starken de Bruyne, der neben Vorlagen nun auch Tore im Repertoire hat, hat man sich zum „Spitzenzweiter“ gemausert. Dazu machte man den Einzug ins Pokal-Achtelfinale klar und auch in der Euro League sieht es nach dem ersten Sieg gegen Krasnodar gut aus. In Hamburg, Schalke und Gladbach bieten die nächsten Gegner die Möglichkeit, die eigene Stabilität und Ambition unter Beweis zu stellen.

Platz 3 (=): Borussia M’gladbach (20 Pkt | SUS)

Beim jüngsten Aufeinandertreffen mit den Bayern wurden wieder die alten Bilder der Rivalität aus den 70er Jahren hervorgekramt: Die Fohlen gegen die Bayern, ein ewiges Duell. Dass man in Gladbach mittlerweile aber auch ohne solche Erinnerungen mit großem Fußball zu tun hat, zeigte die Elf von Trainer Lucien Favre beim 0:0 gegen den Rekordmeister, bei dem man die bessere Mannschaft war. Auch das 3:1 gegen den direkten Konkurrenten Hoffenheim zeigten die Reife der Borussia. Wie zur Verdeutlichung bedeutete das auch gleichzeitig die Einstellung eines Vereinsrekords: 17 Spiele ohne Niederlage gab es zuletzt unter Hennes Weisweiler 1970/71.

Platz 4 (-2): 1899 Hoffenheim (17 Pkt | USN)

Die TSG fährt mit ihrem gereiften Fußball weiter verlässlich Punkte ein und bleibt oben mit dabei. Dass nach ganz oben noch Kleinigkeiten fehlen, zeigte die 3:1-Niederlage in Gladbach. Die wird man jedoch verschmerzen können, wenn man die Stabilität über die nächsten Spiele aufrecht erhalten kann. Die nächsten Gegner heißen Köln, Bayern und Hannover.

Platz 5 (-1): Bayer 04 Leverkusen (16 Pkt | USN)

Leverkusen ist eine Wundertüte. Beim 3:0 gegen Stuttgart folgte – leider – noch eine zweite Halbzeit, die man 0:3 herschenkte. Das 1:0 gegen Schalke war hingegen klassische Hausmannskost gegen einen offensiv einfallslosen Gegner, das 0:1 gegen den HSV ein enttäuschendes Fehlpass- und Foulfestival. Überhaupt, die Fouls: Das aggressive Spiel schlägt sich (noch) in zu vielen Fouls und dadurch Karten nieder; bereits drei Platzverweise kassierte die Werkself allein in der Bundesliga; dazu kommen 22 Gelbe Karten – letzter Platz in der Fairness-Tabelle.

Platz 6 (+2): Hannover 96 (16 Pkt | NSS)

0:3 gegen Gladbach, 1:0 in Dortmund und gegen Frankfurt – Hannover füllt momentan das Vakuum, dass die Revierklubs offen gelassen haben. Die Niedersachsen als Überraschungsteam? Vielleicht. Trotz guter Punkteausbeute stehen noch einige Teams hinter ihnen, die man deutlich stärker einschätzt; auch das 0:2 im Pokal gegen Aalen nährt nicht das Bild von Souveränität. Gegen Hertha, Leverkusen und Hoffenheim darf man den Status Quo aber gerne untermauern.

Platz 7 (+2): SC Paderborn (15 Pkt | SNS)

Paderborn hingegen darf man getrost als große (positive) Überraschung dieser jungen Saison bezeichnen. Von allen Seiten als erster Absteiger prognostiziert, punktet sich der SCP fröhlich durch die Liga. Die Tabellenführung vom 4. Spieltag bleibt zudem eine nette Anekdote in der jungen Bundesligahistorie, ebenso wie das 84-Meter-Tor von Stoppelkamp. Wer in den folgenden Partien gegen Augsburg, Dortmund und Bremen Favorit ist? Die Frage findet keine so klare Antwort mehr wie vor der Saison.

Platz 8 (+3): Schalke 04 (14 Pkt | SNS)

Verletztenmisere, mangelnde Konstanz, Trainerdiskussion – Schalke bleibt sich selber treu; nicht aber Jens Keller, der schlussendlich doch seinen Hut nehmen musste und durch Champions League-Sieger di Matteo ersetzt wurde. Der punktete direkt mit eloquente(re)m Auftreten, konnte bislang die Kritikpunkte (v.a. einfallsloses Offensivspiel) aber nicht beheben. Immerhin stimmen die Ergebnisse soweit; einzig gegen Leverkusen (0:1) zog man den Kürzeren, Hertha (2:0), Sporting (4:3) und Augsburg (1:0) konnte man bezwingen. Gegen Freiburg, Wolfsburg und Mainz will man den Sprung in die internationalen Plätze schaffen – gerade das Duell mit den Wölfen wird eine gute Standortbestimmung sein.

Platz 9 (-3): 1.FSV Mainz 05 (14 Pkt | SNN)

Drei Plätze runter ging es für Mainz. Bis zum achten Spieltag blieb man ungeschlagen, nun setzte es gleich zwei Niederlagen gegen Wolfsburg (0:3) und Bremen (1:2). Gerade die Heimpleite beim Tabellenletzten schmerzt, zumal in Leverkusen und Schalke (dazwischen Freiburg) zwei schwere Auswärtsspiele anstehen. Dennoch liegt man nach wie vor absolut im Soll.

Platz 10 (=): FC Augsburg (12 Pkt | NSN)

Nicht nur der Tabellenplatz ist der selbe wie vor drei Spieltagen, auch das Fazit: Gegen Favoriten verliert man in der Regel, alles andere reicht für einen Dreier. Zwischen den Extremen gibt es bislang nichts: Augsburg punktet ganz oder gar nicht. Paderborn, Stuttgart und Hamburg heißen die nächsten Gegner – und Punktelieferanten?

Platz 11 (+3): 1.FC Köln (12 Pkt | SSN)

Gegen Dortmund und Bremen fuhren die Kölner endlich die Saisonsiege zwei und drei ein; dann kam der SC Freiburg und entführte die Punkte vom Rhein. Immerhin: mit sechs Punkten aus drei Spielen kletterte man ein gutes Stück nach oben. Mit Hoffenheim, Hertha und Leverkusen warten spannenden Duelle für die Domstädter, die über weite Strecken immer noch offensive Durchschlagskraft vermissen lassen. So lange man aber derart viele Mannschaften zwischen sich und der zweiten Liga weiß, dürften die Fans das gerne hinnehmen.

Platz 12 (-7): Eintracht Frankfurt (12 Pkt | NNN)

Satte sieben Plätze stürzte der Eintracht-Adler nach unten – und plötzlich droht auch die Stimmung zu kippen. Marco Russ beklagt das Fehlen einer Strategie, Trainer Schaaf mahnt Geduld an, um alle Baustellen schließen zu können. Mit Bayern, Gladbach und Dortmund folgen allerdings harte Brocken, der Frankfurter Absturz dürfte also noch etwas anhalten.

Platz 13 (-1): Hertha BSC (11 Pkt | NSN)

Hertha punktet zuletzt nach einem einfachen Muster: zu Hause dreifach, in der Fremde gar nicht. Das reicht nur leider nicht, um in höhere Gefilde zu gelangen. Gerade das 1:3 in Paderborn zeigte deutlich die Berliner Schwächen auf. Trainer Jos Luhukay ist nach wie vor auf der Suche nach Stabilität. Das Personal hätte er, trotzdem scheint der Integrationsprozess bei einigen Neuzugängen länger anzudauern als erhofft. Hannover, Köln und Bayern heißen die nächsten Gegner.

Platz 14 (+3): Hamburger SV (9 Pkt | UNS)

Mit einem 1:0 gegen Leverkusen verlässt Hamburg endlich die Abstiegsränge. Und auch auf der Trainerposition herrscht erstmal Klarheit: Joe Zinnbauer wird den Posten fest einnehmen, ein entsprechendes Arbeitspapier wurde unterzeichnet. Sportlich ist zwar noch ein weiter Weg zurückzulegen, aber immerhin wurde gegen die Favoriten Hoffenheim (1:1) und Leverkusen (1:0) gepunktet. Der Trend an der Elbe ist wieder positiv; nun stehen nordische Wochen an, zuerst in Wolfsburg, dann gegen Bremen.

Platz 15 (+1): VfB Stuttgart (9 Pkt | USN)

Stuttgart ist das neue Hoffenheim der Liga – leider nur in Bezug auf Torreichheit, weniger auf Punktausbeute. Der 5:4-Erfolg in Frankfurt dürfte zu den spektakuläreren Partien der Bundesligageschichte gehören, auch das 3:3 nach 0:3 gegen Leverkusen war für den neutralen Zuschauer ein Fest. Stabilität sieht anders aus und man darf gespannt sein, was Armin Veh in dieser Saison noch aus seiner Mannschaft holen kann. Die nächsten Prüfsteine heißen Bremen, Augsburg und Freiburg – von den Namen her eine eher angenehme Saisonphase …

Platz 16 (-1): SC Freiburg (8 Pkt | NNS)

Elf Spieltage wartete man in der letzten Saison auf den ersten Sieg, nun war es schon nach zehn Spielen soweit; und das auswärts. Beim 1:0 in Köln reichte ein Elfer von Darida zum dreifachen Punktgewinn. Gegen Schalke, Mainz und Stuttgart sollte man nachlegen – oder den Gegner zumindest wieder neutralisieren: fünf der zehn Saisonspiele endeten remis.

Platz 17 (-4): Borussia Dortmund (7 Pkt | NNN)

Dortmund auf Platz 13 – das Bild der letzten Ausgabe war schon schockierend. Dass das aber keineswegs der Tiefpunkt war, lässt einen ratlos zurück. Zumal es internation deutlich besser läuft: Nach drei Siegen aus drei Spielen steht man mit einem Bein im CL-Achtelfinale – und hat mehr Punkte als in der Liga. Dort hat der BVB bereits jetzt so viele Niederlagen auf dem Konto wie in der gesamten vergangenen Saison. Dazu begibt sich in Mats Hummels wieder ein Schlüsselspieler ins Lazarett. In Gladbach und Paderborn gehen die nächsten Gegner mit mächtig Selbstvertrauen ins Spiel. Gut, dass davor noch ein CL-Spiel stattfindet – denn Selbstvertrauen kann auch der BVB gut gebrauchen.

Platz 18 (=): SV Werder Bremen (7 Pkt | NNS)

Gegen Bayern kann man verlieren, auch 0:6. Dass man das zum Endspiel ausgerufene Duell mit Köln dann aber auch verliert, war zu viel des Guten und die Mechanismen der Branche griffen: Dutt musste gehen, für ihn übernimmt Viktor Skripnik. Die Sehnsucht der Fans erblickt in ihm einen Schaaf-Klon; Optik, Raute, zwei Siege zu Beginn geben dem Nahrung. Ob das allerdings reicht, um die offensichtlichen fußballerischen Mängel dauerhaft zu beheben, wird sich zeigen müssen. Immerhin gabs gegen Mainz den ersten Sieg, nun bitten mit Stuttgart, Hamburg und Paderborn zumindest machbare Kontrahenten zum Tanz.

 

Foto: Pelz [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons

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