Spanien geht, der Stachel bleibt. Eine Verneigung.

Das Spanien sich im Maracaná aus Brasilien verabschieden würde, war so unwahrscheinlich nicht. Dass sie dies bereits nach zwei, nicht nach sieben Spielen tun würden, hingegen umso mehr. Mit einem Kader, in dem vor lauter Qualität kein Platz für Isco war, voller CL-, EM- und WM-stahlgebadeter Recken, die den Weltfußball der letzten Jahre bestimmt haben, schied Spanien gestern zum frühestmöglichen Zeitpunkt aus der Weltmeisterschaft aus.

Zwei mutige Gegner waren zuviel für den nach wie vor amtierenden Welt- und Doppeleuropameister. Eine Ära ist zu Ende, gestern wurde durch aufopferungsvoll kämpfende Chilenen die Gegenwart von der Vergangenheit getrennt. Dennoch ist ein Abgesang mehr als unangemessen: Spanien wird sehr weich fallen, eine Rumpelära droht nicht. Ganz im Gegenteil warten viele neue und talentierte Spieler darauf, in die großen Fußstapfen zu treten und zu neuen Xavis, Alonsos, Villas, Casillas‘ zu werden.

Vielleicht hätte der Umbruch früher vollzogen werden müssen, vielleicht hätte er weicher durchgeführt werden können als es jetzt nötig sein wird – die Ursachenforschung wird kompetenter an anderer Stelle vollzogen werden.

So bleibt uns nur eine tiefe Verneigung vor einer der größten Generationen des Weltfußballs, die – mag das Ende noch so bitter sein – sich ein die Zeiten überdauerndes Monument geschaffen hat: Drei Titel in Folge gab’s noch nie, ganz zu schweigen von dem Fußball, der für viele Mannschaften stilbildend war.

Man darf gespannt sein, wer (zumindest in diesem Turnier) das Vakuum füllen wird, dass Spanien hinterlassen hat. Sind die Niederlande, ist Chile solch eine Mannschaft? Mit dem frühen KO der Spanier sind deren Kontrahenten jedenfalls ins Scheinwerferlicht gerückt.

Im Gegensatz zu Bayern 2013 wird dem deutschen Team somit ein Wachablösungsspiel vorenthalten bleiben und der Stachel der furia roja dementsprechend im deutschen Fleisch verbleiben. Heilung gewährt nur der Titel, sonst wird es in zwei Jahren so sein wie in den vergangenen sechs: Spanien bleibt die Mannschaft, die es zu schlagen gilt.

Das Turnier ist noch lang – der Titelverteidiger wird sich allerdings in vier Tagen im bedeutungslosen letzten Gruppenspiel gegen Australien von der WM-Bühne verabschieden: ein letztes Adiós der größten Heroen der spanischen Fußballgeschichte. Die Welt verneigt sich.

Bild: Alfonso Jimenez [CC2.0]

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Über Tery Whenett

Tery fing mit 8 Jahren an, systematisch Fußballthemen zu sammeln und in einem Aktenordner aufzubereiten. Mit 16 unterhielt er eine Hargreaves-Fanpage und beginnt, unzählige Fußballartikel zu speichern. Und nun, zehn Jahre später, wird das geballte (Halb-)Wissen ausgebloggt.

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