Innerhalb von nur 53 Tagen schaffte es der junge Timo Werner, der eigentlich für die zweite Mannschaft des VfB Stuttgart eingeplant war, drei Vereinsrekorde zu brechen. Am 1. August gab der junge Schwabe unter Trainer Bruno Labbadia mit nur 17 Jahren 5 Monaten und 25 Tagen gegen Botev Plovdiv in der Europa League-Qualifikation sein Pflichtspieldebüt und löste damit Gerhard Poschner als jüngsten VfB-Spieler aller Zeiten ab. Genau einen Monat später, bei seinem Bundesligadebüt, verhalf Werner seinem VfB mit zwei Vorlagen zum 6:2 Heimsieg über die TSG 1899 Hoffenheim. Die Krone setzte der geborene Untertürkheimer dem Ganzen mit seinem ersten Bundesligatreffer am 22. September gegen Eintracht Frankfurt auf, mit welchem er dem VfB die Feierlichkeiten zum 120. Geburtstag rettete. Drei gebrochene Rekorde in nur 7 ½ Wochen lassen aufhorchen. Die Schwaben scheinen nach Jahren des Wartens wieder einmal ein Toptalent aus den eigenen Reihen hervorzubringen.
Kicken mit den Großen
Als Vierjähriger begann Timo Werner mit dem Fußballspielen und kickte für die Bambinis des TSV Steinhaldenfeld im Stuttgarter Osten. Bereits vier Jahre später blitzte sein Talent bei den jährlich stattfindenden Sichtungstagen des VfB Stuttgart hervor, weshalb er von der F-Jugend in die U-9 der Stuttgarter wechselte. Von da an verlief seine Karriere wie im Bilderbuch. Er durchlief alle Jugendmannschaften und wurde, seitdem er in der U-13 spielte, jeweils in den älteren Jahrgang hochgezogen.
Im zarten Alter von 14 Jahren debütierte Werner in der U-15 der deutschen Nationalmannschaft gegen Polen und steuerte zum 5:1 Kantersieg einen lupenreinen Hattrick bei. Weitere anderthalb Jahre später spielte Werner bereits für die U-17 Auswahl Deutschlands und nahm bei der U-17 Europameisterschaft teil, mit welcher er Vizeeuropameister wurde. In derselben Saison hatte Werner mit 24 Treffern maßgeblichen Anteil daran, dass die U-17 des VfB Stuttgart das Bundesligafinale der B-Jugendlichen erreichte. Jedoch stellten die Schwaben nur den Torschützenkönig, denn das Finale gewann ziemlich überraschend Hertha BSC. Von diesen Ereignissen wird der junge Stürmer lernen, in einem seiner seltenen Interviews beschrieb er sie als „sehr schmerzvoll“. Der Youngster erklärte:
„Danach wollte ich für zwei Wochen nichts mehr mit Fußball am Hut haben und Abstand gewinnen, ich hatte einfach keine Lust mehr auf den Sport. Als dann die Saison wieder los ging war es aber auch längst wieder abgehakt.“
Glücklicherweise.
Der beste Spieler seines Jahrgangs
Kontinuierlich bergauf ging es für den jungen Stürmer auch im Jahr darauf. Mit 24 Toren und 6 Vorlagen in 23 Spielen der A-Jugend Bundesliga, sowie 18 Toren und drei Vorlagen für die Nationalmannschaft sorgte Werner weiter für Furore. Am Ende sprang für ihn die Fritz-Walter-Medaille in Gold als bester Jugendspieler in der Altersklasse bis 17 Jahre heraus – eine Auszeichnung, die fast regelmäßig an einen Stuttgarter verliehen wird. Eine tolle Saison 2012/2013 wurde für den Goalgetter noch getoppt, als er von Bruno Labbadia in das Trainingslager des Profikaders nach Donaueschingen eingeladen wurde. Eigentlich war Werner für die zweite Mannschaft des VfB Stuttgart vorgesehen, obwohl er ebenso noch ein weiteres Jahr für die A-Jugend der Schwaben spielberechtigt wäre. Doch nach einer tollen Vorbereitung bei den Profis gab es kein Zurück mehr für das Nachwuchstalent.
Die hohe physische Belastung bei den Profis meisterte der 1,80 m große und 75 Kilo schwere Werner relativ schnell. An andere Annehmlichkeiten des Profilebens, wie beispielsweise dass er fortan nicht mehr selbst seine Fußballschuhe putzen musste, musste er sich erst einmal gewöhnen.
„Das erste Mal beim Training dabei zu sein, war etwas ganz Neues für mich. Bis dahin kannte ich die Spieler ja nur aus dem Fernsehen und plötzlich sitze ich neben ihnen in der Kabine und trainiere mit ihnen.“ – Timo Werner in der Vereinszeitung Dunkelrot
Ein neuer Mario Gomez?
Aufgrund seines Werdeganges und seiner unglaublichen Torquote tauchen aus dem Stuttgarter Anhang schnell Vergleiche mit Mario Gomez auf. Obwohl sich der Youngster, welcher im Frühjahr 2014 sein Abitur schreibt, aufgrund des Vergleichs geschmeichelt fühlt, da Gomez sein Lieblingsspieler ist, ist er doch ein gänzlich anderer Spielertyp als die Tormaschine im Dienste des AC Florenz. Werner beeindruckt nicht nur durch seine Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor, sondern auch durch einen starken Torabschluss und seine Schnelligkeit. Gerade deshalb setzt Stuttgarts neuer Trainer Thomas Schneider den jungen Werner gerne auf der linken Außenbahn ein. Während dem etatmäßigen Flügelglitzer Ibrahima Traore oftmals trotz pfeilschneller Dribblings mangelnde Effektivität unterstellt wird, glänzt Timo Werner mit einem Treffer, zwei Vorlagen und enormem Einsatz in nur fünf Bundesligaspielen.
Nach seinem Debüt gegen Plovdiv und der Entlassung von Labbadia setzte vor allem Trainer Schneider weiterhin auf Werner. Es ist eine seiner Charakteristiken, auf junge Spieler aus den eigenen Reihen zu setzen, aber dank Werners exzellentem Start sind seine Einsätze hochverdient. Nicht nur Schneider ist begeistert von den Anlagen und den Fähigkeiten des jungen Stürmers, sondern auch ganz Stuttgart hofft, dass nach den Weggängen von Mario Gomez und Sami Khedira ein weiterer Star aus dem eigenen Nachwuchs hervor kommen wird.
Der Artikel erschien im Original auf Englisch bei BundesligaFanatic.
Bild: jeollo von vfb-exklusiv.de [CC BY-SA 3.0]