Die deutsch-englischen Festspiele enden mit einem Auswärtssieg und einer Heimpleite, Kießling ballert sich den Phantomfrust von der Seele und Bayern sucht immer noch einen Gegner: Der WachablösungsWatch zum 3. Spieltag der Champions League sieht eine Zweiklassengesellschaft und eine fast zufriedene Wachablösungsskala.
1 | Das Phantom von Charkiw
Was ist nicht alles hereingebrochen über den armen Stefan Kießling nach dem Phantomtor in Hoffenheim. Dass Stürmer eher selten bejubelt werden, wenn der Ball am Tor vorbei geht, ist nichts neues – nahm diesmal aber mitunter derbe Dimensionen an. Doch der Leverkusener Torschütze vom Dienst gab die richtige Antwort und zeigte, dass er auch international seine Liga-Leistung abrufen kann. Das war in der Vergangenheit nicht oft der Fall.
Simon Rolfes war so berauscht von der Vorstellung seiner Mannschaft, dass er nachdem Spiel konsequent vom Gegner als „Charkiw“ sprach – besagter Verein ist nach zahlreichen Abgängen allerdings auch schwer wiederzuerkennen. Dennoch steht am Ende ein eindrucksvoller (und wichtiger!) 4-0 Erfolg gegen Shaktor Donezk und der zweite Platz hinter ManUtd.
2 | Zwingende Schalker
Auf Schalke geschah am Dienstag gar erstaunliches: Die grünen Königsblauen zwangen die blauen Blues erstens in die Defensive und zweitens in alte Mourinho-Muster, die doch eigentlich der Vergangenheit angehören sollten. Dass sie sich davon nichts kaufen konnten, lag – Ironie des Schicksals – an ebendiesen Mustern, die neben tiefstehender Defensive auch effektive Konter und Chancenverwertung beinhalten: 0-3. Nennen wir es Lehrstunde für ein junges Schalker Team, das von den 6 Punkten aus den beiden ersten Spielen zehren kann. Nichts passiert!
3 | Dortmunder Königsklassengesicht
Der BVB zeigte in London einmal mehr, dass sie den Sprung von einer nationalen zu einer internationalen Spitzenmannschaft geschafft haben. Während sie in der Liga häufig genug mit ihrer Chancenverwertung hadern (ein Phänomen, das man auch in München kennt), machten sie gegen Arsenal aus drei Chancen zwei Tore und somit drei Punkte. Dabei waren sie nicht zwingend die bessere Mannschaft, konnten aber mit den üblichen Stärken – Umschaltspiel und Gegenpressing – punkten und erzielten das 2-1 mitten in Arsenals Druckphase hinein. Kompliment!
4 | Bayern und die Maßstabslosigkeit
35-1 Torschüsse und 706-105 Pässe beschreiben das Spiel ganz gut. Nimmt man zu diesen Statistiken noch die Abwehrformation der Bayern (Alaba – Contento – van Buyten – Rafinha) hinzu, ist alles gesagt. Achja, das Ergebnis: 5-0. Lobend erwähnt werden soll nur noch Mario Götze, der angesichts seiner langen Verletzungpause erstaunlich in Form ist. Überraschenderweise scheint er den Bayern noch Qualität hinzufügen zu können – wofür sie die brauchen ist allerdings schleierhaft, der nächste Gegner kommt erst in einem Monat: dann gehts nach Dortmund.
5 | Legionärswatch
Im Spitzenspiel der Gruppe B, Real Madrid gegen Juventus Turin, verrichtete Sami Khedira gewohnt zuverlässig und unauffällig seinen Dienst. Er absolvierte die vollen 90 Minuten in dieser engen Partie, die durch einen Doppelpack von Christiano Ronaldo mit 2-1 für Real endete.
André Schürrle durfte auf deutschen Boden von Beginn an auflaufen, muss sich aber die erste Stunde wie ein Außenverteidiger vorgekommen sein. Danach öffneten sich zunehmend Räume zum Kontern, doch das konnte Schürrle nur kurz genießen: In der 72. Minute musste er mit dickem Knöchel runter.
In London stand Mesut Özil ein wenig im Schatten von Rosicky, der einen starken Tag erwischte und die Bälle geschickt verteilte. Doch besonders in der letzen halben Stunde, als er nach einer Umstellung auf dem rechten Flügel spielte, konnte er einige gefährliche Situationen kreieren. Die beste Möglichkeit setzte Cazorla allerdings an die Latte. Mertesacker mimte in gewohnter Manier den Abwehrchef und blieb unauffällig, was bei Innenverteidigern ja meistens positiv ist.
6 | Die Wachablösungsskala zum 3. Spieltag
Vier Spiele, drei Siege – das kann sich sehen lassen. Besonders das 2-1 von Dortmund beim Tabellenführer der Premier League zeigte, wie gut sich der deutsche Fußball entwickelt hat. Doch wie der englische Kommentator richtig feststellte: Dortmund und Bayern mögen momentan jede englische Mannschaft besiegen, doch diese würden ihrerseits Schalke und Leverkusen dominieren.
Die Skala ist also gespalten und pendelt sich bei 8 von 11 Punkten ein: Die Spitze ist schwarzrotgold, die Mannschaften dahinter müssen sich erst noch entwickeln (Schalke) oder Qualität dazugewinnen (Leverkusen). Aber: alle sind erstmals auf Achtelfinalkurs, mehr kann man zu diesem Zeitpunkt nicht wollen.