Eine Weltmeisterschaft ist nicht nur für Spieler und Fans ein Großereignis, sondern auch eine Zeit hoher Betriebsamkeit für Scouts und Kaderplaner aus der ganzen Fußballwelt. Auch wenn es unbekannte Spieler nahezu nicht mehr gibt – auf dieser Bühne werden Exoten zu Transferzielen, Talente zu Spielentscheidern, Mauerblümchen zu Weltstars. Doch auch die Karriere altbekannter Namen bekommt durch eine erfolgreiche WM neuen Schwung, indem sie sich auf neue Notizzettel spielen. Hier sind sieben Bundesliga-Spieler, denen nach einer guten WM attraktive neue Verträge winken:
Toni Kroos, Deutschland/FC Bayern
In den letzten Monaten wurde ein Name bei allen möglichen Transferspekulationen immer an erster Stelle genannt: der von Toni Kroos. Nachdem im Januar die Vertragsverhandlungen mit dem FC Bayern gescheitert waren, schossen die Gerüchte um Kroos ins Kraut. Der 24-jährige Nationalspieler ist sich seitdem seiner Wertschätzung, die er im internationalen Fußball genießt, bewusst. Seit der Rückkehr aus Leverkusen hat sich der gebürtige Greifswalder im Mittelfeld des FC Bayern festgebissen. Ob unter Heynckes oder Guardiola, Kroos spielte nahezu immer. Auch aus der Nationalmannschaft ist Kroos nicht mehr wegzudenken. Bei seinem ersten großen Turnier hatte der 44-malige Nationalspieler im Halbfinale 2010 die Chance zum Führungstreffer gegen Spanien, die er zu zögerlich vergab. 2014 zeigt sich Kroos dagegen sowohl auf dem Platz als auch in Vertragsverhandlungen mit seinem Arbeitgeber selbstbewusst.
Bei den Bayern möchte er die Anerkennung, die ihm als Spieler zuteil wird, auch in seinen Gehaltsbezügen wiederfinden, weshalb sein 2015 ablaufender Vertrag noch nicht verlängert wurde. Dass mit Real Madrid in den letzten Tagen ein weiterer namhafter Verein sein Interesse an Toni Kroos angemeldet hat, dürfte Bewegung in den Poker um ihn gebracht haben. Mit starken Leistungen während des Turniers in Brasilien könnte er seinen Marktwert weiter erhöhen; egal ob ein Wechsel ins Ausland oder ein Verbleib bei den Bayern, Kroos stünden alle Optionen offen.
Carlos Gruezo, Ecuador/VfB Stuttgart
Erst im Januar kam der 19jährige Gruezo aus Ecuador nach Stuttgart – könnte dem Schwabenländle allerdings schnell entwachsen. Niemand geringeres als José Mourinho soll den beweglichen Sechser beobachten. Pünktlich zur WM hat er sich in der Nationalmannschaft einen Stammplatz erkämpft und kann seine Fähigkeiten so einem größeren Publikum zur Schau stellen. Im Freundschaftsspiel gegen England ließ er mit sieben Tacklings und 94% Passquote aufhorchen. Sein viertes Länderspiel wird ein WM-Spiel sein, ob sein nächstes Liga-Spiel im Trikot des VfB stattfindet steht dagegen in den Sternen.
Erik-Maxim Choupo-Moting, Kamerun/ablösefrei
Mit starken Leistungen für Mainz 05 hat sich Choupo-Moting in den Fokus einiger Scouts gespielt. Wohin die Reise für ihn geht, ist noch offen – einen Verbleib in Mainz schloss er aus. Die Spannbreite der Interessenten reicht von Schalke 04 über Inter Mailand und AS Rom bis zu RB Leipzig. Welches Trikot er in der neuen Saison überstreifen wird, hängt auch von seinen Leistungen in Brasilien ab. Beim 2:2 im Freundschaftsspiel gegen Deutschland gab er schonmal einen guten Vorgeschmack ab.
Mario Mandzukic, Kroatien/FC Bayern
Mit dem Ausnutzen der großen Bühne kennt sich der kroatische Stürmerstar aus: Vor zwei Jahren bescherten ihm seine starken Leistungen bei der EM einen Vertrag bei den Bayern – der Rest der Geschichte ist bekannt: Entwicklung zu einem europäischen Topstürmer, Triple-Sieg mit den Bayern, Guardiola- und Lewandowski-Verpflichtung, Abschied. Noch läuft sein Vertrag, auch die Bayern reden also bei der Wahl seines neuen Arbeitgebers mit. Steine werden ihm nicht in den Weg gelegt – ob dieser aber nach Madrid, London oder Mailand führt, wird sich erst in den kommenden Wochen weisen.
Luiz Gustavo, Brasilien/VfL Wolfsburg
Der 26-jährige Brasilianer „flüchtete“ vor der Saison vom Triple-Sieger Bayern zum VfL Wolfsburg mit dem Ziel, seinen Stammplatz in der Seleção durch ständige Einsätze zu behaupten. Nach starken Leistungen im Confed-Cup schien der Wechsel zu den Wölfen zunächst einen Rückschritt darzustellen. Allerdings bewies Gustavo nach holprigem Start in die Saison (zwei Platzverweise in den ersten drei Einsätzen) seine Qualität auf der Sechs. Vor allem im Aufbauspiel zeigte er sich verbessert, so dass er selbst in der brasilianischen Nationalmannschaft die Rolle des ersten Aufbauspielers zu übernehmen scheint.
Im Eröffnungsspiel gegen Kroatien zeigte er eine starke Leistung, die natürlich bei den großen europäischen Klubs Begehrlichkeiten wecken. Zwar zeigt sich im Nachhinein Luiz Gustavos Wechsel vor der Saison zu den Wölfen als eine kluge Entscheidung und Gustavo beteuerte kürzlich, nicht an einen Wechsel zu denken, jedoch kann man sich nur schwer vorstellen, dass der Sechser einer (erfolgreichen) Seleção auch nach der WM in der niedersächsischen Provinz verbleiben wird. Als potentielle Abnehmer sind sowohl Vereine aus Italien (Inter Mailand) und England (Arsenal und Tottenham) als auch der FC Barcelona im Gespräch.
Granit Xhaka, Schweiz/M’gladbach
Als Granit Xhaka 2012 für über acht Millionen Euro vom FC Basel zu Borussia Mönchengladbach wechselte, galt er als eines der größten Talente der Schweiz. Nach zwei Jahren am Niederrhein und eher durchwachsenen Leistungen in der ersten Saison, in der er nur in den ersten und letzten Spielen einen Stammplatz innehatte, stabilisierte sich in der abgelaufenen Saison seine Rolle bei den Fohlen. Dennoch zeigt der Schweizer Nationalspieler sich immer wieder unzufrieden mit seinen Einsatzzeiten unter Trainer Lucien Favre. So läuft Xhaka in Gladbach meistens im defensiven Mittelfeld auf, während er bei Einsätzen für die Schweiz in die Offensive, auf die Zehn, rückt. Ein Absprung in Richtung Italien, wo in den letzten Wochen ein Tausch mit Inter Mailands Zdravko Kuzmanovic diskutiert wurde, könnte nach starken Leistungen in Brasilien durch das Interesse weiterer Vereine torpediert werden. Denn auch Lazio Rom und der FC Liverpool werden als mögliche Abnehmer des Schweizers gehandelt.
Xherdan Shaqiri, Schweiz/FC Bayern
Mit Xherdan Shaqiri wechselte 2012 ein weiterer prominenter Schweizer Nationalspieler vom FC Basel in die Bundesliga. Für knapp zwölf Millionen Euro verpflichtete der FC Bayern den damals 20-jährigen Außenstürmer als Ergänzung zu Franck Ribery und Arjen Robben. Shaqiri zeigte bei seinen Einsätzen in den folgenden beiden Jahren oftmals gute Leistungen, die ihm letztendlich jedoch keinen Stammplatz einbrachten. Das war auch Shaqiris Verletzungsanfälligkeit in der abgelaufenen Saison geschuldet, die ihn immer wieder zurückwarf.
Nun steht der Schweizer Internationale vor seiner ersten WM. Hohe Erwartungen werden an den Einsatz des beidfüßigen Flügelstürmers geknüpft, der von Ex-Profi Ludovic Magnin kurzerhand als „unser [der Schweiz – Anm. d. Verf.] Messi“ bezeichnet wurde. Dass Shaqiri bei vielen europäischen Top-Clubs (z. B. dem FC Liverpool) auf dem Zettel steht, dürfte deshalb nicht überraschen. Bisher verweigerten die Bayern dem Schweizer die Freigabe, die Verletzung von Franck Ribery dürfte diese Einstellung weiter zementiert haben. Es sei denn, seine Auftritte in Brasilien überzeugen einen Interessenten, die Schatulle richtig weit aufzumachen.
Bilder: Steindy, jeollo von vfb-exklusiv.de, Jarlhelm, Nordseekind, Tânia Rêgo/ABr, Fanny Scherzer, Ludovic Péron;alle via Wikimedia Commons, [CC 3.0]