DSTS: Der Absturz eines Überfliegers

Die seltsame Saison der Dortmunder Borussia erreicht ihren Tiefpunkt: Rote Laterne. Eine schnelle und einfache Lösung ist nicht in Sicht. Diese hofft hingegen Stuttgart gefunden zu haben, das Glück trägt wieder Brustring. Auf Schalke hingegen bleibt die Unkonstanz zu Hause, auch wenn man wieder auf einem internationalen Platz steht. Hertha hadert, Bremen klettert und Freiburg tanzt: „Drei Spieltage später“ betrachtet wie gewohnt das Tagesgeschäft Bundesliga in größerem Kontext – das ist die Lage aller 18 Bundesligavereine nach dem 13. Spieltag:

Platz 1 (=): FC Bayern München (33 Pkt | SSS)

Hört, hört – auch die Bayern können noch verlieren. In der Champions League musste man sich in letzter Minute durch zwei individuelle Fehler mit 2:3 gegen Manchester City geschlagen geben. Folgen hat es indes keine: Bereits nach vier Spieltagen stand man als Gruppensieger fest. Auch auf der Jahreshauptversammlung herrschte eitel Sonnenschein: Meiste Mitglieder der Welt, die Arena abbezahlt, Rekordumsatz und Hoeneß‘ kehrt bald heim. Dennoch wird man in München die Winterpause herbeisehnen – die Personaldecke benötigt nach dem längerfristigen Ausfall der Schlüsselspieler Alaba und Lahm dringend Entspannung.

Platz 2 (=): VfL Wolfsburg (26 Pkt | SNS)

Nach sechs Siegen in Folge musste man gegen Schalke (2:3) wieder als Verlierer vom Platz – und auch gegen Everton setzte es eine Niederlage. Dennoch bleiben die Wölfe auf Kurs, insbesondere der 1:0-Erfolg gegen den direkten Konkurrenten aus Gladbach zementiert den ersten Verfolgerplatz. Hannover, Paderborn, Dortmund und Köln heißen die letzten Gegner der Vorrunde.

Platz 3 (+2): Bayer 04 Leverkusen (23 Pkt | USS)

5:1 gegen Köln, es gibt weniges, was das Bayer-Herz höher schlagen lässt. Trotz frühem Rückstand drehte man das Derby zu einem Kantersieg und holt sich damit einen Batzen Sicherheit zurück, die zwischendurch auf der Strecke zu bleiben schien. Beispielhaft dafür steht die Niederlage in der Königsklasse gegen Monaco, die identisch zum Hinspiel zustandekam: Überlegen, aber man verpasst es sich zu belohnen. Im Achtelfinale steht man trotzdem und auch in der Liga ist alles im Lot.

Platz 4 (+6): FC Augsburg (21 Pkt | SSS)

„Paderborn, Stuttgart und Hamburg heißen die nächsten Gegner – und Punktelieferanten?“ – so schrieb ich in der letzten Ausgabe über die Fuggerstädter, die gegen Favoriten verlieren und Außenseiter schlagen. Das spült sie ganze sechs Plätze nach oben, auf CL-Quali-Platz 4. Gegen Köln, Bayern, Hannover und Gladbach dürften demnach noch sechs Punkte hinzukommen. Mindestens.

Platz 5 (-2): Borussia M’gladbach (20 Pkt | NNN)

Nach dem Vereinsrekord gings bergab: 19 Spiele blieb man ungeschlagen, doch dann lupfte Kramer einen Rückpass aus 40 Metern in die eigenen Maschen; 0-1 hieß der Endstand gegen die Borussia aus Dortmund. Auch gegen Frankfurt (1:3) und Wolfsburg (0:1) zog man den kürzeren, sodass man in der Tabelle zwei Plätze abrutscht. Gegen Hertha, Leverkusen, Bremen und Augsburg beschließt man die Hinrunde – bleibt zu hoffen, dass man die verlorene Form bis zum nächsten Wochenende wiederfindet.

Platz 6 (+2): Schalke 04 (20 Pkt | NSS)

„Gegen Freiburg, Wolfsburg und Mainz will man den Sprung in die internationalen Plätze schaffen“ – und das tat man auch, trotz eines 0:2 in Freiburg. Dafür konnte man gegen Wolfsburg (3:2) dreifach punkten, als man mit 3er/5er-Kette antrat und früh mit 3:0 führte. Dann aber kam das Spiel gegen Chelsea: di Matteo wählte wieder eine andere Formation – und die Knappen gingen gnadenlos unter. 0:5 hieß es am Ende und ließ die alten Fragen von internationaler Wettbewewerbsfähigkeit wieder aufkommen. Aber Schalke wäre nicht Schalke, wenn danach die Kurve wieder in eine andere Richtung ausschlüge: 4:1 gegen Mainz, Platz 6. Sieht alles freundlicher aus, aber kurze Frage: War Kellers Kündigungsgrund nicht Unkonstanz?

Platz 7 (-3): 1899 Hoffenheim (20 Pkt | NNS)

Hoffenheim is back! Kam man im bisherigen Saisonverlauf ergebnistechnisch ziemlich seriös daher (siehe hier), gabs in den letzten drei Partien ganze 18 Treffer zu bestaunen: 3:4 gegen Köln, 0:4 gegen Bayern, 4:3 gegen Hannover. Tabellarisch gehts dementsprechend auch wieder etwas bergab. Die letzten Rückrundenspiele (gegen Dortmund, Frankfurt, Leverkusen und Hertha) dürften bei anhaltender (Gegen-)Torschwemme diesen Trend fortführen. Doch egal wie: spektakuär wirds sicherlich.

Platz 8 (-2): Hannover 96 (19 Pkt | SNN)

Trotz des 2:0 gegen Hertha, die Niederlagen gegen Leverkusen (1:3) und Hoffenheim (3:4) spülen die Hannoveraner aus den internationalen Plätzen. Dabei bot vor allem die Partie gegen Hoffenheim ein ungewohntes Bild: „Drei Tore auswärts sind für uns viel“, stellte Klubboss Martin Kind fest. Viel – zu viel – waren aber auch die vier Gegentore, die letztlich den möglichen Punktgewinn verhinderten. Mit Wolfsburg, Bremen, Augsburg und Freiburg wartet ein buntes Restprogramm, dass letztlich eine gute Standortbestimmung bieten sollte. Tendenz: graues Mittelfeld.

Platz 9 (+3): Eintracht Frankfurt (18 Pkt | NSS)

Sieben Plätze nach unten, Bayern, Gladbach und Dortmund vor der Brust – die Prognose für die Eintracht war in der letzten Ausgabe alles andere als gut. Die Niederlage gegen Bayern (0:4) konnte man verschmerzen, gegen Gladbach (3:1) und Dortmund (2:0) schaffte man dann aber die Trendwende. Ein Puzzleteil des Erfolgs ist der erst 18jährige Marc Stendera, der sich einen Stammplatz erobert hat und gegen Gladbach sein erstes Bundesligator erzielte. „Dass er Talent hat, brauchen wir nicht zu diskutieren. Er besitzt tolle Fähigkeiten, andere in Szene zu setzen“, lobt Trainer Schaaf. Diese darf er nun gegen Bremen, Hoffenheim, Hertha und Leverkusen zur Schau stellen, dann ist Winterpause.

Platz 10 (-1): 1.FSV Mainz 05 (16 Pkt | UUN)

Seit fünf Spielen warten die Mainzer auf einen Sieg, auch gegen Leverkusen (0:0), Freiburg (2:2) und Schalke (1:4) konnte man keinen Dreier einfahren. Somit ist man nach einem starken Saisonstart im Niemandsland der Tabelle angekommen. Vier Punkte zu Platz 6, vier Punkte zu Platz 17 – in dieser Liga kanns in jede Richtung schnell gehen. Siehe Augsburg, siehe Dortmund. Siehe Mainz? Gegen den HSV, Stuttgart und Köln kann man durchaus wieder Boden nach oben gut machen, bevor zum Hinrundenabschluss Bayern an den Bruchweg kommt.

Platz 11 (-4): SC Paderborn (16 Pkt | NUN)

0:3 gegen Ausgburg, 0:4 gegen Bremen – die jüngsten Ergebnisse entsprechen etwa dem, was der Großteil Fußballdeutschlands vor der Saison vom SCP erwartet hatte. Doch gabs da auch noch ein 2:2 gegen Dortmund nach 0:2-Rückstand, das demselben Fußballdeutschland (wie so oft bislang), dass Paderborn eine richtige Bereicherung für die Liga darstellt. Auch wenn man sich von der Höhenluft erstmal verabschiedet hat: Paderborn macht Spaß!

Platz 12 (-1): 1.FC Köln (15 Pkt | SNN)

„Offensive Durchschlagskraft vermissen lassen? Was schreibt der Typ von Zweierkette da?“ – so oder so ähnlich muss es beim FC zugegangen sein, bevor man Hoffenheim kurzerhand vier Dinger einschenkte und (trotz dreier Gegentreffer) die Punkte aus Sinsheim entführte. Auch gegen Hertha und Leverkusen konnte man treffen – jeweils einmal -, kassierte aber eben auch reichlich und ging dementsprechend mit leeren Händen heim. Mit Augsburg, Schalke, Mainz und Wolfsburg wartet ein schweres Restprogramm auf die Domstädter.

Platz 13 (=): Hertha BSC (14 Pkt | NSN)

So richtig warm geworden ist man mit der neuen Saison bei der Hertha immer noch nicht. Die namhaften Neuzugänge ließen besseres erhoffen, als im unteren Mittelfeld zu stagnieren. Doch so richtig geölt läuft Luhukays Ensemble noch nicht; jüngst wurde der kampferprobte Recke Heitinga in der Innenverteidigung durch Hegeler ersetzt. Der ist zwar Allrounder, aber kein gelernter Verteidiger. Da er seinen Job gegen Köln (2:1) gut machte, darf er den Posten erstmal behalten – ein Beigeschmack bleibt dennoch. Die Winterpause wird dringend benötigt um den sportlichen Eingewöhnungsprozess der Neuen abzuschließen. Davor muss man sich allerdings noch mit Gladbach, Dortmund, Frankfurt und Hoffenheim auseinandersetzen; es gibt leichtere Restprogramme.

Platz 14 (+4): SV Werder Bremen (13 Pkt | SNS)

2:0 gegen Stuttgart, 0:2 gegen Hamburg, 4:0 gegen Paderborn – Bremen ist (im Tabellenkeller) der Gewinner der letzten Periode. Vier Plätze gehts rauf, dazu scheint ein wenig Selbstvertrauen eingekehrt zu sein. Personifiziert wird das vor allem durch die Youngster Sternberg, Aycicek und Selke, die gegen Paderborn zu überzeugen wussten und sich erstmal festgespielt haben dürften. Der frische Wind tut den Bremern gut – gegen Frankfurt, Hannover, Gladbach und Dortmund will man nun alles tun, um friedvolle und sorgenfreie Weihnachten zu verbringen.

Platz 15 (+1): SC Freiburg (12 Pkt | SUN)

Der SC Freiburg bleibt seiner Line-Dance-Choreografie treu und tänzelt auf, unter, zwischen dem Relegationstrennstrich herum. Die Kunst, am Ende wieder obenauf zu sein, scheinen sie im Breisgau zu beherrschen. 2:0 gegen Schalke, 2:2 gegen Mainz, 1:4 gegen Stuttgart – die einzelnen Schritte dieses Gesamtkunstwerks sind dabei so unterschiedlich, wie die Gegner, gegen die sie zustande kommen. Paderborn-Hamburg-Bayern-Hannover lautet die abschließende Abfolge von Tanzpartnern. Am Ende wird man wieder dort sein: auf, unter, an der Relegationslinie.

Platz 16 (-1): VfB Stuttgart (12 Pkt | NNS)

Drei Niederlagen nach dem verrückten 5:4 gegen Frankfurt waren zuviel: Armin Veh schmiss nach der 0:1-Niederlage gegen Augsburg das Handtuch. Interessante Begründung: Fehlendes Glück. Dieses soll nun der alte Knurrer Huub Stevens zurückbringen, der den VfB bereits in der letzten Saison gerettet hatte. Sein erstes Spiel wurde für die Fans zum fest: 4:1 im Derby gegen Freiburg, dazu trafen der unter Veh nicht berücksichtigte Carlos Gruezo (hier im Kurz-Porträt) und der zuletzt stagnierende Timo Werner (hier und hier). Ob das nur ein Strohfeuer war oder das Glück nun dauerhaft Brustring trägt, man gegen Schalke, Mainz, Hamburg, Paderborn erfahren. Knurr.

Platz 17 (-3): Hamburger SV (12 Pkt | NSN)

Das Nordderby gegen Bremen gewann mit mit 2:0, dennoch gehts im vergangenen Beobachtungszeitraum wieder drei Plätze runter. Das konnten auch die zahlreichen U23-Spieler nicht verhindern, die Zinnbauer gegen Augsburg aufbot und die durchaus überzeugten. Dennoch gab es ein 1:3. Schmerzen versucht aber vor allem Westermanns Ausfall. Der Verteidiger musste nach 35 Minuten runter: Innenbandverletzung, Hinrunde gelaufen. Sportchef Knäbel: „Mit ihm verlieren wir unseren stabilsten Spieler.“ Gegen Mainz, Freiburg, Stuttgart und Schalke müssen also andere der Mannschaft Halt geben. Einer aus der U23?

Platz 18 (-1): Borussia Dortmund (11 Pkt | SUN)

Der Sieg gegen Gladbach sollte die Trendwende einleiten: 1:0 gewonnen, haushoch überlegen, alles gut. Doch dann folgte ein 2:2 nach 2:0-Führung gegen Paderborn und der kleine mentale Aufschwung war wieder dahin. Insbesondere der erneute Ausfall von Marco Reus trifft den BVB bis ins Mark. Die Winterpause kann nicht schnell genug kommen, Trainer Jürgen Klopp hat viel zu tun. Besonders die Defensive muss stabilisiert werden, was bei (verletzungsbedingt) wechselndem Personal und den speziellen Anforderungen gerade für die Neuzugänge nicht einfach ist. Trotz roter Laterne steckt man gefühlt nicht im Abstiegskampf, dennoch lässt die Trendwende beängstigend lange auf sich warten. Vor allem, wenn man noch in die Champions League will. Quo vadis, BVB?

 

Foto: Liam McManus [CC-2.0], via Flickr.

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