Der Glubb hat sein Depp

Nun wurde also einmal mehr die Reißleine gezogen. Drei Spieltage vor Schluss und – wie ich finde – völlig unnötig. Natürlich ist der direkte Klassenerhalt für den 1. FC Nürnberg in weite Ferne gerückt, natürlich waren die Ergebnisse zuletzt nicht mehr die erwünschten und benötigten. Aber warum kann ein Verein wie der 1. FC Nürnberg, der vom Budget her 14. ist und bei dem demzufolge eine Abstiegssaison jederzeit im Bereich des Möglichen liegt, das nicht einfach hinnehmen? Damit meine ich keine sportliche Selbstaufgabe, sondern ein Denken, das weiter gerichtet ist als bis zum Saisonende.

Wenn der nun geschasste Gertjan Verbeek nicht zum Verein und seiner Philosophie (wofür steht der Club eigentlich?) passt, dann ist seine Entlassung nur konsequent. Aber die müsste dann (konsequenterweise) auch im Erfolg erfolgen – siehe Mainz, die vor fünf Jahren ihren Aufstiegstrainer entlassen und den philosophie-kompatiblen Thomas Tuchel befördert haben. Ich kenne die internen Abläufe nicht, ich weiß nicht, wie die Stimmung zuletzt in der Mannschaft war und ob der Coach seine Spieler noch erreicht hat. Mein Eindruck aber ist, dass Verbeek ein wohltuend anderer Charakter ist, der dem Verein mittel- bis langfristig sehr gut getan hätte. Der Rückrundenstart hat bewiesen, dass er etwas in einer Mannschaft verändern kann, sowohl mental als auch spielerisch. Er strahlte die ganze Zeit über (die Scharmützel mit Christian Streich ausgeblendet) eine wohltuende Souveränität und Tiefe aus und machte den Eindruck, Spieler mitnehmen und entwickeln zu können.

Wenn man so einen Mann in seinem Verein hat, warum opfert man ihn dann auf dem Altar des Tagesgeschäfts und nimmt nicht eine Ehrenrunde in Kauf und stellt sich in Liga 2 mit ihm neu auf? Wieso stärkt man nicht seine Position? Wieso dreht man ihm aus den Eigenschaften einen Strick, um derentwillen er (vor einem halben Jahr!) geholt wurde?

„Ich bereue diese Liebe nicht“ – dieses Motto sollte zuallererst der Vorstand vorleben.

(Achja, kleine Idee noch am Ende: Ich würde gerne mal situationsbezogene Trainerwechsel sehen, die dann nach überwundener Situation wieder rückgängig gemacht werden. Verbeek in dem Fall steht ohnehin bis 2015 auf der Gehaltsliste, dann kann man ihm – wenn man grundsätzlich von seiner offensiven Herangehensweise überzeugt wäre – doch die Mannschaft zur Saisonvorbereitung wieder übergeben. Mancher Konzepttrainer ist ein schlechter Feuerwehrmann und vice versa. In Italien kam das mal vor – die Idee ist einen zweiten Gedanken wert, finde ich.)

Club-Fans – wie seht ihr das alles?

 

Bild: Von Marco Fieber auf Flickr unter Creative Commons 2.0 veröffentlicht.

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