The Raumdeuter.

Deutscher Meister, Pokalsieger, Champions League-Gewinner, Klubweltmeister, Weltmeister, WM-Torschützenkönig – Thomas Müller hat in seiner immer noch jungen Karriere fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Gestern ereilte ihn eine weitere Auszeichnung, die wohl kaum einer in Deutschland – wahrscheinlich am wenigsten er selbst – zur Kenntnis genommen hat. In England wurde ihm ein Denkmal errichtet.

Hm. Tja, was bin ich? Raumdeuter? Ja, ich bin ein Raumdeuter. Das wäre doch eine gute Überschrift, oder?
— Thomas Müller im Interview mit der SZ am 9. Januar 2011

Fußball ist ein tolles Spiel

Miles Jacobson, Direktor von Sports Interactive, präsentierte gestern zu später Stunde der interessierten Weltöffentlichkeit die neuen Features des jährlich erscheinenden Football Manager (FM). Dieser zeichnet sich seit jeher durch seine taktische Tiefe aus, die das Spiel zur Simulation werden lässt.

Um das zu erreichen, weist man u.a. den eigenen Spielern sogenannte Rollen zu, die eine gewisse Aufgabenbeschreibung umfassen. Der einfache Innenverteidger agiert anders als sein spieleröffnender Nebenmann, der deep-lying playmaker baut das Spiel von hinten auf, während vorne der Shadow Striker und die falsche Neun den gegnerischen Verteidigern Knoten in die Beine spielen. Oder solls doch lieber der Target Man sein, dem die Winger und Wing Backs eine Flanke nach der anderen auf den kantingen Schädel servieren?

Wie einst der Kaiser

Gestern erweiterte Sports Interactive die taktische Werkzeugkiste um vier neue Rollen. Nachdem in der vorletzten Version u.a. die falsche Neun den Weg ins Spiel gefunden hat, folgt nun: der Raumdeuter. In deutscher Sprache.

Es ist nicht die erste Rolle, die einem speziellen Spieler nachempfunden ist. Beim Engaché diente Riquelme als Vorbild, die False Nine wurde durch Leo Messi weltbekannt. Doch sind diese nur die berühmtesten Vertreter dieser Rolle – nicht die ersten. Wie Franz Beckenbauer einst den Libero erfand, brachte Thomas Müller den Raumdeuter in die Fußballwelt – und lieferte die passende Bezeichnung gleich mit. Ob er Anfang 2011 – zarte 21 Jahre jung und frischgebackener WM-Torschützenkönig – in der SZ um eine Selbstbeschreibung bemüht, schon ahnte, wohin das führen würde?

Highlightvideos auf YouTube, kreischende Fans am Trainingsplatz, lukrative Werbeverträge: Das schaffen viele Fußballer. Sich ein derart taktisches Denkmal zu setzen und das weit vor dem Karriereende, schafft nur: Thomas Müller. The raumdeuter.

 

Foto: Joern Fehrmann [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons

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