7 Spiele später: Der Saisonstart

Nicht drei, nicht vier, nein: sieben Spieltage ist die Bundesliga-Saison 2014/15 schon wieder alt. Unsere erste Analyse zur Lage der Liga – der Weltmeisterliga, wie sie sich jetzt gerne nennt – ist also lange überfällig. Neue Bestmarken, Verletzenmiseren, Rückkehrer und teure Last-Minute-Verpflichtungen haben ebenso die Schlagzeilen bestimmt wie die Neubesetzung des Trainerpostens in Hamburg und Bobics Demission in Stuttgart. Es werden nicht die letzten gewesen sein, denn in dieser Liga ist wieder Zunder drin:


Platz 1: FC Bayern München (17 Pkt | SUSUSSS)

Da wo Bayern ist, ist auch in der neuen Saison oben. Die Münchner Gefühlslage war eher medium, mit Schweinsteiger, Thiago, Martinez, Ribery, Badstuber war das Lazarett prominent befüllt, sodass mit Gaudino plötzlich ein junger Mann Bundesligalust schnuppern durfte, den vor wenigen Monaten wohl niemand auf dem Zettel hatte. Ebenso wie der zurückgekehrte Holger Badstuber machte er seine Sache hervorragend – doch dann kam Xabi. Der spanische Welt- und Europameister Xabi Alonso besetze ab sofort die Mittelfeldzentrale und war von nun an Dreh- und Angelpunkt des Münchner Spiels. Den in der Vorsaison von Thiago aufgestellten Ballkontakt-Rekord pulverisierte er und stellte den Zähler erstmals seit der Datenerfassung auf über 200. Auch wenn noch nicht alles rund läuft: Bislang hat Guardiola mit seinen ungewöhnlich fluiden Formationen (1-2-3-4 gegen Köln z.B.) jeden Gegner vor eine schwierige Aufgabe gestellt. Man darf gespannt sein, wie er agieren lässt, wenn alle fit sind.

Platz 2: 1899 Hoffenheim (13 Pkt | SUUSUUS)

Hoffenheim ist ein bisschen erwachsen geworden: 2:0, 1:1, 1:1, 2:0, 0:0, 2:1 klingt nach seriösem Bundesligafußball und so sieht es auch aus. Die Defensive steht besser als in der Vorsaison, die man mit einer Tordiferenz von 72:70 beendete. Einzig das 3:3 gegen Freiburg ließ etwas von der alten TSG durchscheinen. Bleibt das aber die einzige Ausnahme, könnte Hoffenheim sich dauerhaft oben festspielen, zumal die üblichen Verdächtigen für diese Tabellenregionen sich noch auf Formsuche befinden.

Platz 3: Borussia M’gladbach (13 Pkt | UUSUSSU)

Ebenfalls noch ungeschlagen ist Euro League-Teilnehmer Gladbach. Mit zwei Unentschieden in die Saison gestartet, folgte ein furioses 4:1 gegen Schalke, bei dem vor allem Max Kruse in seinem ersten Saisonspiel den Unterschied ausmachte. Favre kann mittlerweile auf einen breiten Kader zurückgreifen, der gerade offensiv viel Potenzial bietet: Hahn, Herrmann, Johnson, Traore, Hazard alleine für die Außenpositionen. Auch wenn es in EL-Gruppe A noch zu keinem Sieg gereicht hat, lässt Favre bislang erfolgreich rotieren. Kräfte brauchen die Fohlen auch, wollen sie weiter ungeschlagen bleiben: Die nächsten Liga-Gegner heißen Hannover, Bayern, Hoffenheim und Dortmund.

Platz 4: Bayer 04 Leverkusen (12 Pkt | SSUNSUU)

Leverkusen legte los wie die Feuerwehr: vom neuen Trainer Roger Schmidt mit einem offensiven Pressing-System ausgestattet fegten sie über Dortmund und Hertha hinweg, dass man sich die Augen rieb. Am 3. Spieltag jedoch folgte ein wildes 3:3 gegen Bremen, das der Werkself ein wenig den Wind aus den Segeln nahm – und das Augenmerk auf die defensive Anfälligkeit richtete. Ein 1:4 gegen Wolfsburg, 0:1 gegen Monaco und die Unentschieden in Freiburg (0:0) und zuhause gegen Paderborn (2:2) zeigen, dass in Sachen Feinjustierung und Automatismen noch einiges zu tun bleibt. Dennoch scheint Leverkusen (endlich?) einen Stil verpasst zu bekommen, der zur Mannschaft passt. Hat man Geduld (zuletzt sechs Trainer in sechs Jahren), könnte daraus eine Erfolgsgeschichte werden.

Platz 5: Eintracht Frankfurt (12 Pkt | SUNUUSS)

An den Anblick von Thomas Schaaf im Frankfurter Trainingsanzug musste man sich erst eine Weile gewöhnen, doch die Symbiose scheint zu passen – vor allem, nachdem er den zunächst übergangenen Alex Meier zurück in die Mannschaft geholt hatte. Der dankt es mit Toren und ist nach der Verletzung von Kevin Trapp zudem wieder als Kapitän unterwegs. Europapokalträume wird in Frankfurt dennoch keiner hegen, das Auftaktprogramm war vergleichsweise moderat. Dennoch tut die unverhoffte Höhenluft der Eintracht-Seele nach der Vorsaison im Niemandsland gut.

Platz 6: 1.FSV Mainz 05 (11 Pkt | UUSSUUU)

Der Mainzer Saisonstart verlief ein bisschen wie Karnevalsverein: Aus in Euro League-Quali gegen Tripolis, Aus im Pokal gegen Chemnitz, 2:2 gegen Aufsteiger Paderborn, 0:0 gegen Hannover und dann am letzten Tag der Transferperiode noch fünf (!) neue Spieler verpflichtet. So kannte man Mainz nicht, aber alles halb so wild: alles Kalkül, der neue Trainer Hjulmand wollte erst den Trainingsauftakt abwarten, bevor es an die Kaderplanung ging. Zumindest für den Moment scheint er Plan aufgegangen zu sein, die Unentschieden-Könige der Liga sind noch ungeschlagen und (wieder mal) überraschend weit vorne mit dabei.

Platz 7: VfL Wolfsburg (11 Pkt | NUUSNSS)

Wolfsburg, gefühlt seit Jahren Champions League-Aspirant, hat sich gefangen. Nach zwei Punkten aus den ersten drei Spielen folgten neuen aus vier und damit Platz 7. Wie Gladbach tut man sich auf internationaler Bühne jedoch schwer: Gegen Everton setzte es ein herbes 1:4, gegen Lille zu Hause kam man auch nicht über ein 1:1 hinaus. Zudem wartet Neuzugang Nicklas Bendtner noch auf sein Tordebüt, richtig angekommen ist er noch nicht. Und so liegt die Hauptangriffslast weiterhin auf den Schultern von Olic, der in sechs Spielen zwar drei Tore erzielen konnte, aber eben auch nicht mehr der jüngste ist. Gegen Freiburg, Mainz und Stuttgart ausbauen hat man die Chance, die Serie von zwei Siegen zu verlängern und weiter nach oben zu klettern.

Platz 8: Hannover 96 (10 Pkt | SUSNSNN)

2:1 zum Auftakt gegen Schalke – Hannover startete mit mächtig Rückenwind in die Saison und rutschte erst durch die jüngsten Niederlagen gegen Stuttgart und Bayern aus den internationalen Plätzen. Mit Gladbach und Dortmund kommen nun allerdings zwei Gegner, die den Abwärtstrend weiter verschärfen könnten. Trotz guter Punkteausbeute kann man noch nicht sagen, wo Hannover in dieser Saison steht.

Platz 9: SC Paderborn (9 Pkt | USUSNNU)

Als Paderborn am 5. Spieltag nach München reiste, tat man dies als Tabellenführer. Dass man selbige dort auch gleich abgeben musste: geschenkt, denn Paderborn ist angekommen in Liga eins. Mit mutigem, engagierten Fußball verkaufte man sich nicht nur teuer, sondern konnte seine Leistungen auch in Punkte ummünzen. Vor allem das 3:0 beim Bundesliga-Dino HSV war ein erstes deutliches Ausrufezeichen. Ein zweites war der 2:0-Sieg gegen Hannover, als Stoppelkamp aus über 80 Metern traf – Bundesligarekord! Nach zuletzt zwei Niederlagen war auch das 2:2 in Unterzahl in Leverkusen ein solches Ausrufezeichen. Zwischenfazit: Paderborn ist eine Bereicherung für die Liga.

Platz 10: FC Augsburg (9 Pkt | NNSSNSN)

Augsburg punktet, wenn es kann: Die vier Niederlagen setzte es gegen Hoffenheim, Dortmund, Leverkusen und Wolfsburg – Partien, in die man nicht unbedingt favorisiert ging. Dafür gewann man gegen Frankfurt, Bremen und Hertha. Man scheint endgültig angekommen zu sein im Bundesligamittelmaß, Augsburg als Abstiegskandidat Nummer eins wird es wohl bis auf weiteres nicht mehr geben. Zu gefestigt wirken Verein und Mannschaft, auch wenn es Baustellen wie die Integration von Neu-Stürmer Matavz gibt.

Platz 11: Schalke 04 (8 Pkt | NUNUSSN)

Erfolgreichste Rückrunde aller Zeiten gespielt, zwei Weltmeister im Kader, eigentlich könnte alles ganz entspannt sein beim FC Schalke: Könnte. Wäre da nicht der Saisonstart gewesen (Pokalaus gg Dresden, zwei Punkte aus vier Ligaspielen), der ein ebenso nervtötendes wie hervorsehbares Thema wiederbelebt hat: die Diskussion um Trainer Jens Keller, die – hört man den süffisant grinsenden Unterton der Reporterstimmen – zum unlustigen running gag verkommen ist. Richtig ist: sportlich gibt es einige Probleme, gerade die vielen Ausfälle bereiten Bauchschmerzen. Da ist mangelnde Konstanz nicht verwunderlich, wenn auch trotzdem erhofft. Daran gilt es zu arbeiten: Siege wie im Derby oder das 1:1 bei Chelsea in den darauffolgenden Spielen zu vergolden.

Platz 12: Hertha BSC (8 Pkt | UNNUSNS)

Mit Heitinga, Stocker und zuletzt Kalou haben klangvolle Namen in der Hauptstadt Einzug gehalten. Die durch Investorgelder schuldenfreie Hertha investierte 14 Millionen in Neuzugänge, hatte andererseits aber auch den Abgang von Toptorjäger Ramos zu verkraften. Ersatz Schieber startete gut in die Saison, steht jetzt aber im Schatten von CL-Sieger Kalou, der aus Lille geholt wurde und sich treffsicher zeigt. Aktuell steht man einen Platz schlechter da als zum Ende der letzten Saison, man geht die Integration der Neuzugänge allerdings auch langsam an – ob die neuen Namen auch mit neuen Zielen einhergehen, wird sich zeigen. Schalke, Hamburg und Paderborn heißen die nächsten Gegner.

Platz 13: Borussia Dortmund (7 Pkt | NSSNUNN)

Dortmund, auf Platz 13 – dieses Bild gabs zuletzt gefühlt irgendwann vor Klopps Amtsantritt. Die weiter anhaltende Verletzungsmisere, müde WM-Fahrer-Beine und Schusspech haben den BVB nun aber tief in die Krise geführt. Während es beim Reviernachbarn Schalke da unruhig wird, weiß man beim BVB aber um die Gründe und bleibt (nach außen) ruhig. Ein großartiges 2:0 gegen Arsenal zeigte zudem, zu was man fähig ist. Für Konstanz auf hohem Niveau fehlt allerdings noch Personal und Form, in Reus, Sahin, Gündogan, Mkhitaryan und Kuba fehlt fast die komplette Kreativabteilung. Die wird dafür vom verlorenen Sohn Kagawa besetzt, dessen Rückkehr den ganzen Verein verzückte. Dazu spielt er, als wäre er nie weggewesen. Stabilisiert er sich körperlich und kommen nach und nach die Verletzten zurück, geht es dann auch ganz schnell wieder nach oben. Da ist sich jeder beim BVB sicher.

Platz 14: 1.FC Köln (6 Pkt | USUUNNN)

Vier Spiele, sechs Punkte, 2:0 Tore – Köln startete sehr minimalistisch-effizient in die Saison. Erst Hannover am 5. Spieltag konnte Schlussmann Timo Horn bezwingen, das 0:1 bedeutete auch gleich die Niederlage. Einem 0:2 gegen Bayern folgte ein 2:3 gegen Frankfurt, bei dem man immerhin selbst wieder treffen konnte. Gegen Dortmund, Bremen und Freiburg darf man nun als nächstes die eigene Bundesligatauglichkeit unter Beweis stellen.

Platz 15: SC Freiburg (5 Pkt | NUNUUUU)

Freiburg hat eine Mannschaft, die sich scheinbar mühelos jedem Gegner anpassen kann. Zumindest wenn man die Ergebnisse betrachtet, könnte man zu diesem Schluss kommen: fünf Unentschieden jedweder Coleur, Gladbach (0:0) neutralisierte man ebenso wie Hertha (2:2), Hoffenheim (3:3), Leverkusen (0:0) oder zuletzt Bremen (1:1). Auf Dauer wird man aber den ein oder anderen Sieg benötigen, um die zahlreichen abgewendeten Niederlagen in positivem Licht darstellen zu können …

Platz 16: VfB Stuttgart (5 Pkt | UNNNUSN)

Vier der fünf Stuttgarter Punkte gab es nach der Entlassung von Sportdirektor Bobic, der – schon mit der Mannschaft in Dortmund – ins Schwabenland zurükbeordert und dort vor die Tür gesetzt wurde. Seine Mannschaft holte dann ein respektables 2:2 und konnte im Spiel darauf gegen Hannover auch den ersten Dreier einfahren. Mit Leverkusen, Frankfurt und Wolfsburg kommen jetzt drei Mannschaften, gegen die man die zuletzt ansteigenden Form bestätigen muss. Dennoch dürfte die Saison für die sportliche Führung um Ex-Meistermacher Armin Veh kompliziert werden, er selbst ließ durchblicken, dass er sich die Situation beim VfB nicht ganz so schwierig vorgestellt habe.

Platz 17: Hamburger SV (5 Pkt | UNNUNNS)

In der vergangenen Saison knapp dem Abstieg entgangen, sollte in der neuen Spielzeit alles besser werden für den HSV. Mit dem zurückgekehrten Dietmar Beiersdorfer wurde ein neuer starker Mann installiert, der Verein und Umfeld kennt und in der Phase der Umstrukturierung eine nachhaltige Entwicklung und ruhigeres Fahrwasser sicherstellen soll. Einzig, so recht geklappt hat es bislang nicht: Nachdem zunächst alles auf den Prüfstand gestellt wurde und Trainer Slomka das Vertrauen bekam, wurde es ihm nach nur drei Spielen (1 Punkt) wieder entzogen. Der neue Mann hieß Joe Zinnbauer und feierte sein Debüt mit einem 0:0 in München. Niederlagen gegen Gladbach und Franfurt folgte dann ein 1:0 in Dortmund – ob das die Kehrtwende war, muss man gegen Hoffenheim, Hertha und Leverkusen unter Beweis stellen.

Platz 18: SV Werder Bremen (4 Pkt | UUUNNNU)

Heimspiel gegen das ebenfalls noch sieglose Freiburg, da müssen drei Punkte her! So kündigten Vorstand, Trainer und Spieler das an, was letztlich ein maues 1:1 und somit der letzte Tabellenplatz wurde. Robin Dutt hat immer noch mit den alten Problemen zu kämpfen, die er zu Beginn seiner Amtszeit vor über einem Jahr schon angegangen ist. Doch der nächste Schritt lässt nach wie vor auf sich warten. Ob es an der Qualität der Mannschaft oder am Trainer liegt, ist schwer zu sagen – Fakt ist aber, dass man dringend dreifach Punkten sollte. Nach der Länderspielpause gehts gegen Bayern, darauf folgen Köln und Mainz.

 

Foto: von RudolfSimon [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons

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