Weltmeister!

Als wir die ersten Gedanken an diesen Blog hatten, hatte Bayern gerade das zweite Champions League-Finale innerhalb von drei Jahren verloren und es wurden wie auch nach der EM 2012 Stimmen laut, dass die Generation Schweinsteiger eine unvollendete bleiben würde. Dennoch tummelten sich in Deutschland unfassbar viele richtig starke Fußballer und so wollten wir mit Zweierkette einen Blog gründen, der die Entwicklung dieser Spieler und Mannschaften bis zur Weltspitze mitverfolgen sollte. Dass kurz vor der endgültigen Umsetzung Heynckes‘ Bayern in einem deutschen Finale die europäische Krone holten, ließ dieses Ziel ein bisschen ins Leere laufen. Aber immerhin hatten wir ja noch unsere Nationalmannschaft unter einem Trainer, mit dem sie nie etwas gewinnen würde.

Jetzt: Sind sie Weltmeister. Löw. Lahm, Schweinsteiger, WM-Rekordschütze Klose. Neuer, Müller, Boateng, Hummels, Podolski, Höwedes, Mertesacker, Khedira, Kroos, Özil, Götze, Schürrle. Mustafi, Kramer, Ginter, Draxler, Durm, Großkreutz, Weidenfeller, Zieler.

Aber auch Reus, die Benders, Gomez, Badstuber, Gündogan, Schmelzer; Jansen, Westermann, Kruse, Adler, ter Stegen.

Ich muss das alles erst sacken lassen, könnte tagelang Bilderstrecken und Highlightvideos schauen. Was soll man zu dieser Leistung sagen? Dass Löw gegen alle Widerstände alles richtig gemacht hat? Dass er dennoch nicht beratungsresistent war und sich in Strategie, Taktik und Mannschaftsführung weiterentwickelt hat?

Dass die Mannschaft ein selten gewachsenes Gebilde ist? In Miroslav Klose ist der letzte Vertreter des alten Fußballdeutschland im Kader und hat sich unsterblich gemacht; Schweinsteiger, Lahm, Podolski, Mertesacker haben die ersten Auswirkungen der Nachwuchsreform 2000 abbekommen, bevor sie die Profibühne betreten haben – und doch mussten sie erst 10 Jahre reifen, wachsen und auf die nachfolgenden Jahrgänge warten. Allen voran die U21-Europameister von 2009, die mit Neuer, Hummels, Boateng, Höwedes, Khedira und Özil den Mittelbau der Mannschaft bilden, die U17-Europameister des gleichen Jahres (Götze, Mustafi; auch ter Stegen). Und dann Leute wie Thomas Müller, der 2010 aus dem Nichts zum Weltstar wurde und für den die großen Spiele Normalität sind: Fünf Jahre Profi, drei CL-Finals, ein WM- und EM-Halb-, ein WM-Finale. Wow.

Und was für ein Zusammenhalt. Trotz des in der Darstellung verkorksten Trainingslagers war immer zu spüren, dass die Spieler zusammen etwas erreichen wollen. Man hatte den Eindruck, dass wirklich jeder mit jedem kann, nach wenigen gemeinsamen Tagen postet Schweinsteiger Bilder mit sich und Großkreutz, mit sich und Weidenfeller – nach dem finalen Triumph schwenken Neuer und Großkreutz gemeinsam die Fahne. Ein Mertesacker preist seine Versetzung auf die Bank als „großartige Erfahrung“, die er „nicht missen“ möchte.

Überhaupt die Personalwechsel, Herr Bundestrainer. Die unsägliche Lahm-Diskussion lief voll ins Leere. Wohl dem, der solch einen Spieler hat, der auch im Spiel ohne Qualitätsverlust die Position wechseln kann. Schweinsteiger und Khedira nicht fit, ein Mittelfeld mit beiden wäre zu Beginn zu unsicher gewesen – also Boateng nach außen, Lahm in die Mitte und die ersten Männer langsam aufbauen. Und wie! Im Finale läuft Schweinsteiger am meisten von allen, über 15 Kilometer, reibt sich in unzähligen Zweikämpfen auf, bearbeitet und wird bearbeitet, fällt, steckt ein und steht auf. Als der Schlusspfiff ertönt, muss Müller ihn rütteln, damit er aus seinem Tunnel aus Schmerz und Entschlossenheit kommt. Schweinsteiger, Weltmeister 2014. Deutschland, Weltmeister 2014.

Danke.

 

P.S.: Es gäbe noch Unzähliges zu schreiben, über einzelne Spieler, darüber, dass sie sich gegenseitig gestützt und aufgefangen haben wie im Finale Boateng Hummels oder Schweinsteiger Kroos. Dass die Joker durchweg gestochen haben, dass mit Höwedes, Mustafi und Kramer Spieler in Hauptrollen geschlüpft sind, die man nie erwartet hätte. Irgendwie und -wann wird das geschehen, aber nicht heute. Morgen ist die Mannschaft zurück in der Heimat, gemeinsam mit dem goldenen Pokal. Die Generation Lahm-Schweinsteiger-Podolski hat sich unsterblich gemacht.

 

Bild: Danilo Borges/copa2014.gov.br [CC-BY-3.0]

 

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