Der ewige Klose

Es war der erwartete Abschied: Nicht nur, dass, sondern vor allem wie Miroslav Klose sich aus der Nationalmannschaft verabschiedet hat. Verkündet hat es der DFB, es gab keine Pressekonferenz, keine Zeitungskolumne, kein Interviewmarathon. Nein, Klose ging, wie es seinem Charakter entspricht: Leise, zurückhaltend, demütig. So kennt ihn Fußballdeutschland seit mehr als dreizehn Jahren, so wird es ihn in Erinnerung behalten. Ihn – und seine Tore.

71 an der Zahl hat er mit dem Adler auf der Brust erzielt und damit das geschafft, woran Generationen deutscher Stürmer gescheitert sind: eine Gerd-Müller-Bestmarke knacken. Auch hier zeigt sich sein Charakter: Nicht seine Quote beeindruckt (hier wird Müller wohl unerreicht bleiben), sondern seine Ausdauer und Professionalität, mit der er weit über eine Dekade auf höchstem Niveau Fußball spielen konnte. 32 seiner Länderspieltore erzielte er nach seinem 30. Geburtstag.

Rumpeln und Rio

Welch weiten Weg er seinen „Kadaver“ (Klose über Klose) geschleppt hat, zeigt ein Blick zurück auf sein Debüt.

Am 24. März 2001 ging es in der BayArena gegen Albanien. Deutschland, frischgebackener EM-Vorrundenaussscheider, tut sich schwer – sehr schwer. In der 73. Minute wechselt Völler den 22jährigen Neuling für Oliver Neuville ein, es steht 1:1. Sturmpartner: Carsten Jancker, der für Oliver Bierhoff gekommen war. Es ist die Rumpelära. Eine Viertelstunde später zeigt der Debütant einen Salto, er hat getroffen – 2:1, per Kopf, im Knien. Auf Vorlage von Marco Rehmer. Der Beginn einer Weltkarriere, die zu dem Zeitpunkt nicht abzusehen war und die eng gekoppelt ist an eine Entwicklung des deutschen Fußballs, die ebensowenig zu erahnen war.

Vielleicht ist es Kloses größter Erfolg, dass er mit dieser Entwicklung Schritt halten konnte. Obwohl er nie als Riesentalent galt, obwohl er schwierige Phasen hatte, obwohl sein Alter nicht spurlos an ihm vorüberging. So erntete er als letzter Vertreter der alten Spielergeneration, die nicht in Jugendinternaten groß wurden sondern bei Blaubach-Diedelkopf, in Rio die Früchte einer langen Entwicklung, die parallel mit seiner eigenen verlief. Und setzte sich gleichzeitig mit eins, zwei weiteren Turniertreffern an die Spitze der WM-Torschützen. Auch hier: Nicht die Quote überragt, sondern die Konstanz – seine 16 Treffer verteilen sich über vier Turniere. Zwölf Jahre höchstes Niveau, in denen Klose mit seiner Nationalmannschaft immer mindestens im Halbfinale stand.

Mit Miroslav Klose tritt einer der größten Stürmer der Fußballgeschichte ab. Keiner, den man für seine spektakulären Treffer in Erinnerung behalten wird, aber einer, der immer da war, wenn es zählte. Und der sich im harten Profigeschäft nie verbogen hat und immer ein fairer, ein großer Sportsmann geblieben ist. Danke, Miro!

 

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Foto: Agência Brasil [CC-BY-3.0-br]

2 Gedanken zu „Der ewige Klose

  1. Trainer Baade

    Schöner und verständlicher Typo, aber Kloses Debüt fand natürlich 2001 statt.

    Und hier: „Vielleicht ist es Kloses größter Erfolg, dass er mit dieser Entwicklung Schritt halten konnte.“ würde ich gerne das „vielleicht“ streichen – aber das ist Geschmackssache.

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