DSTS: Frohe Weihnachten? Die Analyse der Hinrunde

Die Hinrunde 2013/14 ist Geschichte. Vorne thront der Klubweltmeister, am anderen Ende trägt ein Aufsteiger die Rote Laterne hinterher. Doch: Ein Fünkchen Hoffnung glimmt und erhält pünktlich zur Weihnachtszeit neue Nahrung. Ob das Christkind wohl den ersehnten Killerinstinkt bringt? Wir analysieren den Saisonverlauf aller Mannschaften – ob sieg- oder niederlagenlos, ob Tendenz steigend oder fallend. Das war die Hinrunde:

Platz 1 (=): FC Bayern München (44 Pkt | SS-)

Mit sieben Punkten Vorsprung geht es für den Klubweltmeister in die Winterpause – mit einem Spiel weniger. Überhaupt gab man sich in der Saison wenig Blöße – das Unentschieden gegen Leverkusen gilt als eines der besten Bayern-Spiele unter Guardiola und das Remis gegen Freiburg, nunja, war dementsprechend der einzig ‚richtige‘ Punktverlust. Der spanische Meistertrainer hat damit das geschafft, was kaum einer für möglich gehalten hat: den Triple-Sieger noch besser zu machen. Auch wenn es, wie er sagt, noch nicht seine Mannschaft ist und das Klub-WM-Finale das letzte Spiel der Ära Jupp war. Jetzt darf der FC Bayern unterm Weihnachtsbaum aber erstmal auf das erfolgreichste Jahr der Vereinsgeschichte zurückblicken, bevor 2014 dann wirklich die Ära Pep beginnt.

Platz 2 (=): Bayer 04 Leverkusen (37 Pkt | SNN)

Bayer Leverkusen hat 2013 den nächsten Schritt gemacht. In souveränder Manier hat man Punkt für Punkt eingefahren und kaum dass Dortmund erstmals schwächelte, zog man vorbei. Eine reife Leistung der Werkself, die dazu noch in der Champions League überwintert und auch im Viertelfinale des DFB-Pokals steht. Festmachen lässt sich die Entwicklung vor allem an dem 1-0-Sieg in Dortmund, als man in ungewohnt harter Gangart die Punkte einfuhr – während man gegen Bayern und Manchester noch vorgeführt wurde. Da kann man nicht meckern – höchstens darüber, dass diese Erfolge in die Dominanzphase der Bayern fallen. Denn in jeder anderen Liga – so Rudi Völler – wäre man Tabellenführer.

Platz 3 (+1): Borussia Mönchengladbach (33 Pkt | SNN)

Gladbach geht als Dritter in die Winterferien – eine positive Überraschung. An den ersten Spieltagen überließ man artig Bayern und Leverkusen die drei Punkte, danach gab es nur noch zwei weitere Niederlagen. Mit dem Sieg gegen Schalke am 15. Spieltagen hielt man sich den direkten Verfolger vom Leib und zwei Unentschieden später ist man gar die erste Borussia im Lande. Eine tolle Entwicklung, die vor allem der sportlichen Führung um Favre und Eberl zuzuschreiben ist. Vom Konterteam wurde die Mannschaft kontinuierlich in Richtung Ballbesitzfußball weiterentwickelt, die stabile Defensive blieb. Der Weihnachtstraum heißt Champions League.

Platz 4 (-1): Borussia Dortmund (32 Pkt | NUN)

Stark angefangen, stark nachgelassen – so das Pausenfazit der Dortmunder Borussia. Mit fünf Siegen zu Saisonstart marschierte man zunächst vorne weg, die Neuzugänge schlugen prächtig ein – doch dann das Verletzungspech zu. Zwischenzeitlich war die gesamte Stamm-Viererkette außer Gefecht, sodass man sich auf dem Zahnfleisch in Richtung Winterpause schleppen musste. Wundenlecken ist angesagt – und die Hoffnung auf die schnelle Genesung der Leistungsträger. Dennoch ist man im Plan und in allen Wettbewerben gut dabei. Besinnung ist angesagt, um nach einem kräftezehrenden (und erfolgreichen!) Jahr in der Rückrunde wieder mit gestärkten Kräften voll zurückzuschlagen.

Platz 5 (+1): VfL Wolfsburg (30 Pkt | SSU)

Die Tabellenplatzentwicklung der Wölfe zeigt vor allem eins: ein turbulentes erstes Saisonviertel auf der Suche nach Konstanz. Der Tiefpunkt: Die Derbyniederlage gegen Braunschweig mit dem anschließenden Platz 14. Eine heilsame Pleite – danach ging es mit vier Siegen in Folge bergauf. Den fünften Platz gab man seitdem nur einmal kurz wieder her, dazu ist der Abstand nach weiter oben zusammengeschmolzen. Hecking und Allofs betonen zwar, dass das internationale Geschäft in dieser Saison (noch) kein Zwang ist und der Schritt erst später geplant ist – offensichtlich hat der VfL aber zwei Stufen auf einmal genommen.

Platz 6 (+1): Hertha BSC (28 Pkt | SSS)

Spektakulär eröffnete man die Saison eins nach dem Aufstieg: 6-1 gegen Frankfurt. Doch die Alte Dame kann auch Endspurt: drei Siege gabs vor Weihnachten, zuletzt 2-1 in Dortmund. Die schlechteste Saisonplatzierung bislang: Rang 10, auf dem Euro League-Platz 6 gehts in die Winterpause. Das ist nicht nur nicht schlecht für einen Aufsteiger, sondern allgemein eine richtig gute Leistung. Zwei Drittel der Liga würden gerne mit dem Hauptstadtklub tauschen. Nur zwanzig Gegentore ließ man zu (viertbester Wert), dazu hat man in Adrian Ramos den mit Lewandowski besten Torjäger in seinen Reihen. Die Hauptstadt spielt wieder eine Hauptrolle im deutschen Fußball.

Platz 7 (-2): FC Schalke 04 (28 Pkt | NSU)

Die Schalker Saison gleicht einem Auf und Ab. Mieser Saisonstart, Verpflichtung von Boateng, Verletzungen, Weiterkommen in der Champions League – und über allem eine andauernde Trainerdiskussion, die – kaum, dass sie mal abgeebbt wäre – wieder neue Nahrung erhält. Immerhin hat man sich mittlerweile im Dunstkreis der internationalen Plätze festgespielt, ob die CL-Quali allerdings realistisch ist, kann ob der mangelnden Konstanz bezweifelt werden. Das Königsblaue Weihnachtsfest dürfte ungemütlich werden: Entweder für Jens Keller, der seinen Job los wird oder für – Jens Keller, der sich weiter Fragen nach seiner Zukunft anhören darf. Schalke-Trainer ist ein ganz undankbarer Job.

Platz 8 (+2): FC Augsburg (24 Pkt | SSU)

Der FC Augsburg – das muss man an dieser Stelle mal festhalten – hat sich in der Bundesliga etabliert. Wer hätte vor genau einem oder zwei Jahren zu träumen gewagt, dass man eine Hinserie auf Platz 8 beendet? Die Fuggerstädter wissen, was sie können – und das rufen sie konsequent ab. Die Niederlagen setzte es meistens gegen die Topteams der Liga (gegen die Plätze 1-7 nur Unentschieden gegen Gladbach und Hertha) – alle anderen Mannschaften aber mussten sich gehörig warm anziehen. Somit ist Trainer Weinzierl in den Fokus gerückt und weckt Begehrlichkeiten bei größeren Vereinen – pünktlich zu Weihnachten jedoch liegt ein frisch unterzeichneter Vierjahresvertrag unter dem Baum. Frohes Fest!

Platz 9 (-1): FSV Mainz 05 (24 Pkt | UUS)

Die Mainzer spielen in ihrem Jahr des Umbruchs eine wechselhafte Runde – einem starken Start (3 Siege), folgte eine schwache Zwischenphase (fünf Niederlagen, ein Unentschieden), mittlerweile hat man sich aber stabilisiert (14 Punkte aus den letzen acht Spielen). Das spiegelt sich im Tabellenplatz wieder: Das Polster auf Rang 10 beträgt fünf Punkte (sollte Bayern Stuttgart schlagen), nach oben hin sinds vier auf Platz 6. Folgt der nächste Entwicklungsschritt bereits in der Rückrunde, ist ein Angriff auf Europa keine Utopie.

Platz 10 (+2): VfB Stuttgart (19 Pkt | SN-)

„Die Punkte holt der VfB durchweg gegen schwächer gewertete Teams.“ – so schrieb ich letztes Mal, so bleibt es bis heute gültig. Auch wenn das Spiel gegen die Bayern erst Ende Januar stattfindet und die Stuttgarter uns da eines besseren belehren könnten. Mit drei Niederlagen ging es in die Saison, es folgte die Trennung von Labaddia und eine Phase von sieben Spielen ohne Niederlage (3 Siege) unter Schneider. In den nächsten sechs Spielen gab es allerdings wieder weniger Grund zur Freude: vier Niederlagen, zwei Siege. Man ahnt es – den kürzeren zog man gegen Dortmund, Gladbach, Schalke, Wolfsburg, dagegen ging man gegen Freiburg und Hannover als Sieger vom Platz. Der VfB bleibt sich treu.

Platz 11 (+2): SV Werder Bremen (19 Pkt | NNS)

Mit der Empfehlung von 20 Gegentoren aus den letzten fünf Spielen (ein Punkt beim 4-4 gegen Hoffenheim) ging es zum Abschluss der Hinrunde gegen Leverkusen. Und plötzlich war sie wieder da, die Defensive Sicherheit. 1-0 hieß es am Ende und man fühlte sich an den Saisonstart mit zwei identischen Siegen erinnert. Das macht Mut und befriedet das Werder-Weihnachten doch beträchtlich… Die Notwendigkeit der Pause sprang einem aus Dutts Gesicht nach den Spiel deutlich entgegen.

Platz 12 (+2): TSG 1899 Hoffenheim (18 Pkt | SUN)

Die drittmeisten Tore, die meisten Gegentore – wo Hoffenheim draufsteht, sind hohe Ergebnisse drin. Nur zwei Mal blieb man ohne eigenen Treffer, (mindestens) ein Gegentor gab es aber immer. Viel Arbeit für Trainer Gisdol, der beim 0-1 in Braunschweig einen (sich) aufregenden Abschluss einer aufregenden Hinrunde erlebte. Nach dem Fastabstieg der Vorsaison sind die Ansprüche aber gering und man findet sich dankenswerterweise dort wieder, wo das Experimentieren wenig weh tut: im gesicherten Mittelfeld. Und so werden die Festtage ein Spiegelbild der Saison sein: Friedlich – mit viiiiiiielen Geschenken.

Platz 13 (-4): Hannover 96 (18 Pkt | NUN)

Am siebten Spieltag war man noch auf Platz vier – von da an gings bergab. Überhaupt gab es seitdem nur noch einen Sieg. Vom ausgerufenen Saisonziel ‚Rückkehr nach Europa‘ musste man sich schnell verabschieden, die Mannschaft reicht nicht mehr für gehobene Ansprüche. Ob sich das auch von Trainer Slomka sagen lässt, wird die angekündigte Analyse zeigen. Eine Jobgarantie wollte Sportdirektor Dufner bewusst nicht aussprechen („Das wäre unehrlich.“), aber immerhin machten sowohl er als auch Präsident Kind deutlich, dass sie gerne mit Slomka weiterarbeiten würden. Die Frage in Hannover lautet: Rennt man überzogenen Ansprüchen hinterher oder traut man Slomka zu, langerfristig eine neue Mannschaft für solche Ansprüche aufzubauen? Die Winterpause wirds zeigen.

Platz 14 (-3): Hamburger SV (16 Pkt | NNN)

Die beste Saisonplatzierung gab es am 1. Spieltag: Nach einem 3-3 gegen Schalke war man Achter. Nach fünf Spieltage und Platz 15 musste dann Torsten Fink gehen, es kam der erfahrene Bert van Marwijk. Der brachte etwas Stabilität rein, musste sich zuletzt aber auch wieder nach unten orientieren: nach drei Niederlagen ist man wieder bedrohlich nahe an die gefährliche Zone herangerückt. Immerhin sind mit der Amtsübernahme des Holländers die medialen Scharmützel verstummt, sodass es zumindest diesbezüglich eine ruhiges Fest wird in der Hansestadt,

Platz 15 (=): Eintracht Frankfurt (15 Pkt | NSU)

Seit dem 11. Spieltag belegt man den Platz vor der Abstiegszone, ohne viel dafür zu tun, dort weg zu kommen. Am vorletzten Spieltag gegen Leverkusen gelang dann endlich der erste Dreier seit dem 5. Spieltag – und schon ist der Anschluss wieder da. Die Winterpause wird Armin Veh, um den bemerkenswerterweise zu keinem Zeitpunkt eine breite Diskussion geöffnet wurde, dazu nutzen, dass souveräne europäische Gesicht der Eintracht auch in der Liga aufscheinen zu lassen. Dort war man nämlich bereits einen Spieltag vor dem Ende als Gruppenerster durch. Trotz enttäuschender Ligaleistung also dennoch eine in Teilen gelungene Hinrunde.

Platz 16 (=):  SC Freiburg (14 Pkt | NNS)

Was haben der FC Chelsea und der SC Freiburg gemeinsam? Na? Es sind die einzigen beiden Vereine im Weltfußball, gegen die Pep Guardiola als Trainer nicht in der regulären Spielzeit gewinnen konnte. Zumindest bis zum 20. Spieltag können sich die Breisgauer in diesem Glanz der großen Fußballwelt sonnen, nachdem ihr Europa League-Abenteuer im neuen Jahr keine Fortsetzung finden wird. Das ist vielleicht auch ganz gut so, denn sie werden alle Konzentration benötigen um den Relegationsplatz nach oben zu verlassen. Dass sie nach wie vor gefährlich sind, wenn sie sich gründlich auf den Gegner vorbereiten können, zeigten sie im letzten Spiel gegen Hannover – 2-1 hieß es am Ende, ein Abschluss, mit dem man sich ruhigen Gewissens in den Urlaub verabschieden kann.

Platz 17 (=): 1. FC Nürnberg (11 Pkt | UUU)

Dreifach punkten auf fränkisch: drei Unentschieden aus den letzten drei Spielen, macht 11 Punkte nach der Hinrunde. So halten die Unentschiedenkönige der Liga (lassen Sie mich kurz rechnen… 11 Stück) Schritt mit Braunschweig und Freiburg. Dazu spricht der Trend auch für Nürnberg: Selten war man näher an einem Sieg als zuletzt, nur der Schiedsrichter verhinderte den ersten Dreier. Damit haderte man zurecht, einzig Trainer Verbeek strahlt seine wohltuende Ruhe aus. Dementsprechend unaufgeregt wird wohl auch das Weihnachtsfest verlaufen – es ist noch alles drin für Nürnberg. Vielleicht sogar ein Sieg.

Platz 18 (=): Eintracht Braunschweig (11 Pkt | NNS)

Die Rote Laterne hängt auch zum Jahreswechsel in Braunschweig, doch glimmt ein kleines Fünkchen Hoffnung in ihr. Mit einem 1-0 Erfolg beendete man die erste Bundesliga-Halbrunde seit 28 Jahren – reich an Erfahrungen, die im neuen Jahr darauf warten, in die Tat umgesetzt zu werden. Nur drei Punkte sind es bis zum (erklärten Ziel) Relegationsplatz, deren fünf bis zum rettenden Ufer. Weniger als man zwischendurch zu hoffen gewagt hätte. So wünscht sich die harmloseste Offensive der Liga (nur 10 Treffer) vor allem eins vom Christkind: die Kaltschnäuzigkeit, die große Chance ergreifen zu können.

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