Drei Spieltage später: Kuschel-Liga

Das erste Saison-Viertel in der Bundesliga ist gespielt. Zeit, erneut Zwischenbilanz zu ziehen. Vor drei Spieltagen hatten wir bereits den Saisonstart der Bundesliga-Teams unter die Lupe genommen – nach dem 8. Spieltag sieht manches schon wieder ganz anders aus. Eine zweite Momentaufnahme.

Platz 1 (+1): FC Bayern München (20 Pkt | SSSUSSSU)

Erstmals in dieser Saison stehen die Bayern dort, wo ihr Selbstverständnis sie einsortiert: an der Spitze. Auf dem Weg lag ein glanzvolles 4-0 auf Schalke, ein mühevolles 1-0 gegen Wolfsburg und jüngst das 1-1 gegen Leverkusen, das man bei vernünftiger Chancenverwertung auch hätte deutlich gewinnen können. Garniert mit dem 3-1 Auswärtserfolg bei ManCity stehen die Bayern hervorragend da – ihrem Selbstverständnis entsprechend.

Platz 2 (-1): Borussia Dortmund (19 Pkt | SSSSSUSN)

Stand man nach fünf Spielen noch ohne Punktverlust da, musste man jetzt bereits zwei Mal Federn lassen: Beim 1-1 in Nürnberg und am vergangenen Wochenende beim 0-2 gegen Gladbach. Dennoch besteht kein Grund zur Sorge. In der Champions League ist nach dem überzeugenden Auftritt gegen Marseille wieder alles im grünen Bereich und auch in Gladbach stimmte das Dargebotene, wenn auch nur „bis zum Strafraum“ (Zorc). Gegen Hannover im nächsten Spiel darf man sich zu Hause wieder Selbstvertrauen holen, bevor es dann ins Derby nach Gelsenkirchen geht.

Platz 3 (=): Bayer 04 Leverkusen (19 Pkt | SSSNSSSU)

Leverkusen bleibt Leverkusen. Man fährt sicher die Punkte ein, in den großen Spielen lässt man ein paar liegen und am Ende bleibt man dritter. Mit bequemen Polster auf Rang 4. Nuff said.

Platz 4 (+7): Borussia Mönchengladbach (13 Pkt | NSNSNSUS)

Von 11 auf 4 in drei Spieltagen: Der Gewinner dieser Phase kommt vom Niederrhein. Gegen Augsburg musste man sich zwar mit einem Punkt bescheiden, fuhr dafür aber einen überraschenden Sieg gegen Dortmund ein. Gladbach stabilisiert sich auf hohem Niveau, wenn auch Favre noch nicht ganz zufrieden ist. Mal sehen, wohin der Perfektionismus ihres Chefs die Borussen noch treibt …

Platz 5 (-1): Hannover 96 (13 Pkt | SNSSNSNU)

Hannover bleibt seinem Muster treu: zu Hause holt man die Punkte, die man auswärts samt und sonders verschenkt. Einzig die Hertha lies man einen Punkt aus Niedersachsen entführen – es bleibt bei einem respektablen (und überraschenden) Platz im oberen Tabellendrittel. Tendenz dennoch: Fallend.

Platz 6 (+2): Hertha BSC (12 Pkt | SUSNNUSU)

Die alte Dame zeigt sich rüstig und klettert auf Platz 6. Mit zwei Unentschieden gegen Freiburg und Hannover und einem Sieg gegen Mainz zeigt der Aufsteiger sich von seiner ambitionierten Seite. Ob das nach den nächsten drei Spielen (gegen Gladbach, Bayern, Schalke) noch genauso aussieht? Zweifel sind angebracht. Dennoch: starke Rückkehr des Hauptstadtklubs.

Platz 7 (+3): VfB Stuttgart (11 Pkt | NNNSSUSU)

Der frühe Trainerwechsel scheint gefruchtet zu haben – der VfB hat sich stabilisiert. Unentschieden gegen Frankfurt und Bremen, Sieg gegen Braunschweig – seriöse Ergebnisse, die aus einer seriöse(re)n Spielanlage resultieren. Man schielt nach oben, sollte aber nicht den Blick nach unten vergessen – es sind nur drei Punkte auf Platz 15. Die Liga kuschelt sich im Mittelfeld gemütlich zusammen.

Platz 8 (+1): FC Schalke 04 (11 Pkt | UNNSSNUS)

Einer erwartbaren Niederlage gegen Bayern folgte ein spektakuläres, aber enttäuschendes 3-3 gegen Hoffenheim – nachdem man 2-0 und 3-1 führte. Irgendwie symptomatisch für die bisherige Schalker Saison, das 4-1 gegen Augsburg konnte immerhin das Mütchen kühlen. Auch die Champions League trägt dazu bei, mit sechs Punkten aus zwei Spielen führt man die Gruppe vor den Duellen gegen Chelsea ungeschlagen an. Dennoch bewegt sich Schalke gerade auf dünnem Eis, von einer Handschrift des Trainer ist nichts zu erkennen – beispielhaft dafür steht die Causa Jones. Aus den nächsten drei Spielen (Braunschweig, Dortmund, Hertha) müssen mindestens sechs Punkte her – sonst wird man noch eine Weile mitkuscheln müssen.

Platz 9 (+5): SV Werder Bremen (11 Pkt | SSNNNSUU)

Ebenfalls 11 Punkte hat ein medium-stabilisiertes Bremen aufzuweisen. Dem wichtigen Sieg im Nordderby folgte ein wildes 3-3 gegen Nürnberg, das an alte Zeiten erinnerte. Dazu ein Punkt in Stuttgart, die Bremer Fans können wieder ruhigere Nächte verleben. Gegen die nächsten Gegner (Freiburg, Wolfsburg, Hannover) ist alles möglich und man kann die Weichen in die ein oder andere Richtung stellen. Bremen bleibt spannend.

Platz 10 (-3): TSG 1899 Hoffenheim (10 Pkt | USUNSNUU)

Hoffenheim bleibt seiner Linie treu: Tore für alle! Die – einerseits im positiven, andererseits im negativen Sinne – denkwürdigen Unentschieden gegen Schalke und Mainz stehen symptomatisch für dieses neue Spiel. So wird es wohl auch weitergehen, aber man wird das Gefühl nicht los, dass da wieder was heranwächst. Wehe, wenn es ausgewachsen ist.

Platz 11 (-6): FSV Mainz 05 (10 Pkt | SSSNNNNU)

Einem furiosen Saisonstart folgte ein steiler Absturz. Im Pokal flog man gegen Zweitligist Köln raus und am vergangenen Spieltag konnte man gerade noch in allerletzter Sekunde die fünfte Niederlage in Folge abwenden. Bleibt aus Mainzer Sicht zu hoffen, dass man daraus die Energie und das Selbstvertrauen für eine neue Positiv-Serie ziehen kann. In München wird man zwar aller Wahrscheinlichkeit nach verlieren, aber danach kommen Braunschweig und Augsburg – und da sollte man punkten.

Platz 12 (-6): FC Augsburg (10 Pkt | NNSSSNUN)

Das Zwischenhoch, das die Fuggerstädter bis auf Platz 6 gespült hatte, ist abgeflaut. Gegen Hannover und Schalke setzte es Niederlagen, Gladbach konnte man ein Remis abtrotzen. Gemessen an Augsburger Bundesligageschichte und Erwartungshaltung dennoch eine famose Saison bislang. Wolfsburg, Leverkusen, Mainz, Bayern heißen die nächsten Gegner.

Platz 13 (=): Eintracht Frankfurt (9 Pkt | NNSNSUUU)

Frankfurt ist in gefühlt hervorragender Form, dennoch spiegelt die Platzierung in der Liga das nicht wieder. Umso mehr dafür die Leistungen auf internationalem Parkett. Dem prestigeträchtigen 3-0 gegen Bordeux folgte ein 2-0 in Nikosia. Doch wie viele Vereine in vergleichbarer Situation scheint man der Mehrfachbelastung Tribut zollen zu müssen. In der Liga kam man zuletzt drei Mal nicht über ein Remis hinaus. So findet man sich im Niemandsland der Tabelle wieder – doch das kann im Guten wie im Schlechten schnell anders aussehen.

Platz 14 (-2): VfL Wolfsburg (9 Pkt | NSNSNSNN)

Das Wolfsburger Auf-und-ab geht weiter. Die Auswärtsschwäche ist nicht in den Griff zu bekommen, obwohl man gegen Bayern lange gut mithielt. Zu allem Überfluss setzte es dann eine schmerzhafte Derbyniederlage gegen Braunschweig – zu Hause. Wenn man die vollmundig ausgerufenen Ziele vom internationalen Geschäft nicht bald korrigieren will, muss eine Serie her. Die gute Nachricht: Platz 6 ist nur drei Punkte weg – und damit näher als Platz 16.

Platz 15 (=): Hamburger SV (8 Pkt | UNNSNNUS)

Neuer Trainer, neuer Aufwind: Unter van Marwijk ist der HSV zurück in der Spur. Einem wichtigen, weil erkämpften 2-2 gegen Frankfurt folgte ein 5-0 Paukenschlag auswärts bei Konkurrent Nürnberg mit vier Toren in einer Viertelstunde – darunter ein 8-Minuten-Lasogga-Hattrick. Die Hamburger wissen wieder, wie sich Fußballfeste anfühlen – und vor allem, was sie auf dem Platz zu tun haben. Tendenz also: steigend. Endlich.

Platz 16 (=): 1. FC Nürnberg (5 Pkt | UUNNUUUN)

Nach den Unentschieden gegen Dortmund (1-1, zu Hause, überraschend) und Bremen (3-3, auswärts, spektakulär) riss die 5-0 Demontage durch den HSV das sanfte Pflänzchen Hoffnung jäh aus. Während man weiter auf den ersten Sieg wartet, rückte zunehmend Trainer Wiesinger in den Fokus. Der gestand ein, momentan „wenig Argumente als Trainer“ zu haben. Das sahen die Verantwortlichen offenbar genauso und nutzen die Länderspielpause, um einem Nachfolger etwas Zeit zu verschaffen, an den Stellschrauben zu drehen.

Platz 17 (=):  SC Freiburg (4 Pkt | NNUUNNSN)

Freiburg leidet spürbar darunter, dass man sich nicht mehr eine Woche auf den nächsten Gegner vorbereiten kann. Der Aderlass vor der Saison kommt sie teuer zu stehen, dazu sind die Auftritte in der Euro League auch nur bedingt geeignet, Selbstvertrauen hervorzurufen. Dazu kommen Disziplinprobleme, die Trainer Streich auch erstmals öffentlich anprangerte – und zwar in persona Diagne, der zuletzt zwei Mal mit Rot den Platz verlassen musste. Es wird ungemütlicher im Breisgau, während die Erinnerungen an die überragende letzte Saison verblassen …

Platz 18 (=): Eintracht Braunschweig (4 Pkt | NNNNUNNS)

Der erste Bundesliga-Sieg seit 1985 – und ganze sieben Spieltage musste man drauf warten. Dass der Bann (ausgerechnet!) im Derby gegen Wolfsburg gebrochen wurde, mag die bittere Wartezeit dem ein oder anderen nachträglich versüßen. Die Wölfe-Fans verhöhnten die Gäste vor dem Spiel als „Fußballvorstadt der Region“ und begrüßten sie zum „Schnupperkurs Bundesliga“ – nur fiel die Lektion anders aus als geplant. Torsten Lieberknecht, der vor der Partie leise Selbstzweifel durchklingen ließ und alle Rückendeckung bekam,  dürfte vor allem die Art und Weise des Sieges gefallen. Die Konter wurden clever und mit Übersicht ausgespielt – eine Verkrampfung war nicht festzustellen. Das macht Hoffnung – und die wird man brauchen. Die nächsten Gegner heißen Schalke, Mainz und Leverkusen.

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