Klopp und der BVB: Aus dem Nichts

Mit der 0:3-Niederlage zu Hause gegen Juventus Turin verabschiedet sich Borussia Dortmund aus der Champions League. Beachtenswert ist jedoch nicht das Ausscheiden, sondern viel mehr die Art und Weise. Nichts hätte das Weiterkommen des BVB gerechtfertigt, wie auch Jürgen Klopp eingestand. Der BVB der Saison 2014/15 hat mit der aufregenden Mannschaft der Vorjahre nur noch wenig gemeinsam – spielerisch, nicht personell wohlgemerkt. Klopp hat bewiesen, dass er ein großes Team aufbauen kann. Was (noch) offen ist: Kann er es auch auf dem hohen Niveau halten? Ist der Zyklus Klopp/BVB zu Ende oder beginnt eine große Ära?

Oder wie Tobias Escher es formulierte:

Als internationales Pendant zu Klopp gilt Atleticos Trainer Diego Simeone. Mit seinem Amtsantritt im Dezember 2011 explodierte Atletico und konnte den ersten spanischen Meistertitel seit 18 Jahren erringen, sowie 2014 ins Champions League-Finale einziehen. Doch hat Simeone ein Spitzenteam „aus dem Nichts“ geschaffen? Wohl kaum, wenn man die Titel in der Europa League 2010 und 2012 zu Grunde legt. Das soll seine Leistung nicht schmälern, nur Kontrastmittel zum Dortmunder Zustand anno 2008 geben. Wie groß dieses „Nichts“ war, aus dem Jürgen Klopp den Vize-Pokalsieger 2008 wieder zu Titeln und aufs internationale Parkett führte, mögen ein paar Zahlen (und Namen!) illustrieren:

Dortmund_Atletico_Marktwert_Entwicklung

Die Marktwertentwicklung von Borussia Dortmund und Atletico Madrid, einmal der ersten Elf und der besten 16.

Die Mannschaft (bzw. die ersten 16 Spieler), die Jürgen Klopp vorfand, war ca. 80 Millionen Euro wert, d.h. jeder Spieler ca. 5 Millionen. Heute liegt dieser Wert bei 285 Millionen Euro, was pro Spieler 17,8 Millionen Euro macht. Kein schlechtes Wachstum.

Allerdings ist dem Diagramm auch zu entnehmen, dass vor dieser Saison das erste Mal in der Erfolgsperiode der Wert der ersten Elf abgenommen hat. Der Wert des 16er-Kaders steigt weiter (wenn auch nicht mehr so stark wie zuvor). Der Kader ist breiter geworden, hat aber in der Spitze an Klasse verloren*.

Im Gegensatz zu Atletico konnte Dortmund den Wert des wertvollsten Spielers immer weiter steigern (trotz namhaftester Abgänge), während der Wert von Spieler #16 erst zuletzt einen Sprung machte. Auch hier: Kaderbreite.

Dortmund_Atletico_Marktwert_Entwicklung_avg

Statt abstrakter Kurven hier noch ein paar konkrete Namen:

Spieler #1Spieler #11Spieler #16
2008/09Alex Frei (11 Mio)Jakub Blaszczykowski
Mohamed Zidan (beide 3,5 Mio)
Diego Klimowicz
Robert Kovac
Neven Subotic (alle 2,5 Mio)
2009/10Jakub Blaszczykowski (8 Mio)Markus Feulner
Patrick Owomoyela
Felipe Santana
Tinga (alle 3 Mio)
Lucas Barrios (2,4 Mio)
2010/11Neven Subotic (15 Mio)Sven Bender
Kevin Großkreutz
Felipe Santana
Tamás Hajnal (alle 4 Mio)
Patrick Owomoyela
Dedê (beide 3 Mio)
2011/12Mats Hummels
Neven Subotic
Mario Götze (alle 18 Mio)
Ilkay Gündogan (6,5 Mio)Mohamed Zidan (3 Mio)
2012/13Mario Götze (30 Mio)Kevin Großkreutz
Julian Schieber (beide 8 Mio)
Roman Weidenfeller
Felipe Santana (beide 5 Mio)
2013/14Robert Lewandowski (39 Mio)Marcel Schmelzer
Sokratis (beide 10 Mio)
Julian Schieber (4,2 Mio)
2014/15Marco Reus (50 Mio)Lukasz Piszczek (11 Mio)Adrian Ramos (9,5 Mio)

In der Tat ist Dortmunds Aufstieg „aus dem Nichts“ eine der großartigsten Erfolgsgeschichten im deutschen Fußball überhaupt. Ob sie eine Fortsetzung erfährt? Man darf auf die ersten Personalentscheidungen gespannt sein, die vielleicht schon einen Fingerzeig auf größere Weichenstellungen im Sommer sein können.

 

* Ich setze der Einfachheit halber sportliche Klasse mit Transfermarkt.de-Marktwert gleich. Dass dem nicht so ist, weiß ich – und hoffentlich auch jeder Leser :-)

Foto: Tim.Reckmann [CC BY-SA 3.0]

2 Gedanken zu „Klopp und der BVB: Aus dem Nichts

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