DSTS: Abstiegskampf ist die neue Meisterschaft

Wer braucht Titelkämpfe, wenn er so einen Tabellenkeller hat wie unsere Bundesliga? Da kämpfen Traditionsvereine, Dinos, gallische Dörfer und leidenschaftliche Aufsteiger bis zum letzten um die Plätze – da wird Platz 16 ersehnt wie anderswo die Silberware. Unglaublich. Und das beste: Das wird uns bis zum Saisonende begleiten … nicht so wie die Meisterschaft, die beim Erringen im März auch irgendwie eher nur unterkühlte Emotionen hervorruft. Die Bundesliga nach dem 28. Spieltag:


Platz 1 (=): FC Bayern München (78 Pkt | SSU)

Unter der Woche gegen Hertha die früheste Meisterschaft aller Zeiten eingetütet, ein bisschen gefeiert, aber irgendwie war es zu kalt für die richtige Sause. Gefühlslage eher so Business as usual. Damit wäre die Liga abgehakt, der komplette Fokus liegt nun auf der Titelverteidigung der Pokalwettbewerbe. Kann somit in den kommenden Ausgaben ignoriert werden.

Platz 2 (=): Borussia Dortmund (55 Pkt | SUS)

In Dortmund ist alles beim Alten: Verletzungen, Energieleistungen, Verbalscharmützel. In Schalke ist dem BVB zudem ein Konkurrent um Platz 2 erwachsen, mit dem das Kopf-an-Kopf-Rennen umso mehr Spaß macht. Der Fokus liegt dann allerdings erstmal auf Real, wo man sich besser präsentieren will als die Königsblauen. Ein Weiterkommen scheint bei der Konstellation zwar unwahrscheinlich – letzte Saison hatten aber auch nicht viele auf Dortmund gewettet.

Platz 3 (=): FC Schalke 04 (54 Pkt | SUS)

Schalke ist das Leverkusen der Rückrunde: In bewundernswerter Konstanz fährt man seine Punkte ein und es scheint Jahre her, dass Trainer Jens Keller in der Kritik und kurz vor einer Demission stand. Tja, so schnell kanns gehen. Dass fast nebenbei auch noch neue Talente an die Bundesliga herangeführt werden und Leistung bringen, lässt das Schalker Herz höher schlagen. Wo in Dortmund die Antwort auf die Verletztenmisere Manuel Friedrich heißt, setzt Keller auf Ayhan und Co.

Platz 4 (=): Bayer 04 Leverkusen (48 Pkt | NSU)

Nach sechs sieglosen Spielen und dem Fall von Platz 2 auf 4 konnte man gegen Augsburg endlich wieder dreifach punkten. Wer sich davon die Trendwende versprach, sah sich im Heimspiel (!) gegen Braunschweig getäuscht. Es folgte die vielleicht grausigste erste Hälfte der gesamten Saison und am Ende musste man sich mit nur einem Punkt begnügen. Wolfsburg und Gladbach scheinen wieder auf Kurs zu sein – Leverkusen läuft Gefahr die Champions League zu verspielen.

Platz 5 (+1): VfL Wolfsburg (47 Pkt | USS)

Seit dem 11. Spieltag stehen die Wölfe entweder auf Platz 5 oder 6. Oft hatte man das Gefühl, dass es noch weiter nach oben gehen könnte – meist folgte dann ein kurzer Einbruch, bevor man den nächsten Anlauf unternahm. Besser machte es Schalke, dafür ist Leverkusen jetzt in Reichweite. Die letzten Spiele sind allesamt gegen Mannschaften, für die es noch um viel geht – Wolfsburg muss also in jedem einzelnen Duell zeigen, dass ihre Gier nach den großen Fleischtöpfen größer ist. Der Anfang muss gegen Dortmund gemacht werden, danach kommen vier Kellerkinder und zum Schluss könnte das Spiel gegen Gladbach zum Endspiel werden.

Platz 6 (+1): Borussia Mönchengladbach (45 Pkt | SNS)

Die Fohlen sind nach schwierigem Rückrundenstart zurück auf einem Euro League Platz und zeigten sich auch spielerisch verbessert. Zudem wird hinter den Kulissen fleißig am Kader für die neue Saison gebastelt. Die nächsten drei Spiele gehts gegen Abstiegskandidaten, da gilt es zu punkten – denn danach muss man gegen Schalke, Mainz und Wolfsburg sicherstellen, dass man in den europäischen Plätzen verbleibt.

Platz 7 (-2): FSV Mainz 05 (44 Pkt | NNS)

Gegen Bayern kann man verlieren – im Fall von Mainz wird man dafür sogar mit Lob überhauft, das sich nur leider nicht in der Tabelle niederschlägt. Gegen Braunschweig sollte man eher nicht verlieren, beim 1:3 kam dann allerdings einiges zusammen inklusive Tor des Jahres von Kumbela. Gegen den Verfolger Augsburg klappte dann aber wieder alles wie gewohnt und so hat man ein kleines Polster nach unten – und nach oben weiter die Chance auf Europa (wofür gegebenfalls auch Platz 7 schon reicht).

Platz 8 (=): FC Augsburg (39 Pkt | UNN)

Ein Punkt aus den letzten vier Spielen – und jetzt kommt Bayern. Es könnte besser laufen, die größeren Sorgen bereitet aber der drohende Ausverkauf. Manche Begehrlichkeiten haben sich schon konkretisiert (Hahn zu Gladbach), andere werden noch verlacht (Weinzierl über den HSV). Dennoch muss man für die sympathische Truppe hoffen, dass der Hahn-Abgang sich nicht als Initialzündung für weitere Abgänge entpuppt. Aber egal wie: diese abstiegssorgenfreie Saison kann den Fuggerstädtern keiner mehr nehmen.

Platz 9 (+1): TSG 1899 Hoffenheim (36 Pkt | SSU)

Hoffenheims größter Erfolg fand – trotz zuletzt starker Leistungen – abseits des Platzes statt: Roberto Firmino unterzeichnete einen neuen Kontrakt bis 2017. Ob er dennoch in der neuen Saison noch im Kraichgau spielt, hängt von einer Ausstiegsklausel ab – und ob die Begehrlichkeiten so groß sind, dass sie jemand zieht. Signalwirkung hat es trotzdem und zeugt vor allem von der neugewonnenen Stabilität.

Platz 10 (-1): Hertha BSC (36 Pkt | NNN)

In die Winterpause ging man auf Platz 6, mittlerweile ist man im Niemandsland angekommen. Dass Träume nicht immer wahr werden, wird man beim Aufsteiger verschmerzen können.

Platz 11 (+2): Eintracht Frankfurt (32 Pkt | SSN)

Mit sechs Punkten aus den letzten drei Spielen ist man erstmal alle Abstiegssorgen los. Die Saison wird man noch seriös über die Bühne bringen und dann kommt die Zäsur bzw. ein neuer Trainer.

Platz 12 (=): SV Werder Bremen (32 Pkt | NNS)

Die 1:3-Niederlage in Freiburg tat weh – umso wichtiger war der Last-Minute-Erfolg gegen Hannover am letzten Spieltag. Der beschert Bremen ein 8-Punkte-Polster auf den Relegationsplatz; damit dürften die ärgsten Abstiegssorgen gebannt sein. Ob man das als Erfolg werten will sei dahingestellt, immerhin kann man mit dem Aufbau einer neuen Werder-Generation im Oberhaus fortfahren. Allerdings ohne Gallionsfigürchen Aaron Hunt, den es wohl in die Türkei ziehen wird.

Platz 13 (-2): Hannover 96 (29 Pkt | NNN)

Auf Platz 13 wurde Mirko Slomka entlassen, nach 11 Spielen sind die 96er wieder daselbst angekommen. Die letzten sechs Saisonspiele gehen allesamt (!) gegen Mannschaften aus denselben Tabellengefilden – das Restprogramm ist also geeignet, Hannover nochmal tief in den Schlamassel zu reißen, sollte man sich zu sicher sein.

Platz 14 (+2):  SC Freiburg (29 Pkt | SUS)

Der personifizierte Relegationsplatz-Verein (zumindest in unserer periodischen Betrachtung) hat denselben verlassen. Und zwar erstmals nach oben, 10 Punkte aus vier Spielen sei dank. Platz 14 als beste Saisonplatzierung – es hat lange gedauert, aber Freiburg hat sich nicht unterkriegen lassen. Das gilt auch für den Trainer, dessen frische Art sich mittlerweile bei den Medien abgenutzt zu haben scheint und der mehr mit Verschwörungstheorien von sich reden macht. Trotzdem: Stand jetzt bleibt Freiburg in der Liga – und sammelt somit gewichtige Argumente für die Planung des neuen Stadions.

Platz 15 (=): 1. FC Nürnberg (26 Pkt | NSN)

Gegen fünf Kellerkinder gab es nur ein Sieg (2:0 gegen Stuttgart), nun kommen die von oben: Gladbach, Wolfsburg, Leverkusen und Mainz, dann Hannover und zum Abschluss Schalke. Das Restprogramm könnte einfacher sein. Quo vadis, Nürnberg?

Platz 16 (+1): VfB Stuttgart (24 Pkt | SNN)

Zwei Kellerduelle, drei Punkte – dann 2:3 nach 2:0 gegen Dortmund. Die Stimmungslage ist eher so mittel in Stuttgart. Trotzdem konnte man gegen den BVB andeuten, was in der Mannschaft steckt. Das macht Mut. Den kann man angesichts des Restprogramms auch brauchen: Derby gegen Freiburg, Gladbach, Schalke, Hannover, Wolfsburg und dann zur Meisterfeier nach München. Könnte auch der Leichenschmaus für den VfB werden.

Platz 17 (-3): Hamburger SV (24 Pkt | NUN)

Nach einem sechs Spieltage währenden Intermezzo auf dem Relegationsplatz ist man zurück, auf Platz 17 – das ist die Platzierung, die Bert van Marwijk den Job kostete. Außer Lasogga gibts wenig Lichtblicke in der Mannschaft – dazu hat man mit Nürnberg das wohl schwerste Restprogramm erwischt: Leverkusen, Hannover, Wolfsburg, Augsburg, Bayern, Mainz. Wird 2014/15 die erste Bundesliga-Saison ohne den HSV?

Platz 18 (=): Eintracht Braunschweig (22 Pkt | NSU)

Braunschweig stellt zwar nach wie vor den ungefährlichsten Angriff der Liga, dafür sind die produzierten Tore umso schöner. Auf Kumbelas Fallrückzieher beim Sieg gegen Mainz folgte gegen Leverkusen ein Volley-Kracher von Reichel. Macht vier Punkte aus den letzten drei Spielen – die Hoffnung ist lebendiger denn je und der angestrebte Relegationsplatz endlich in Reichweite. Gegen Hannover, Freiburg und auf die CL konzentrierte Bayern gehts in den nächsten drei Spielen – Zeit, die rote Laterne abzugeben.

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